Entlang der Gleise, beschleunigter Schritt, schnellerer Atem. Dünn besetzte Pendlerzüge, verspätet, falsche Richtung. Ein dunkler Weihnachtsbaum thront über dunklen Buden. Nieselnebel im Gesicht.
(Nochmal Menschen, andere Gesichter, zu viel Informationen im Nahbereich. Kopfhörer, akustische Insel. Und die Erkenntnis, dass absolut alles als Statussymbol taugt, selbst das Buch, nur halbherzig gelesen, während man festzustellen versucht, ob man als Lesender wahrgenommen wird.)
(Auch: Die Freuden von Pendlerzügen. Junge Schülerinnen brüten über Physikbüchern und teilen ihre Kopfhörer. Nebenan sitzt eine ältere Frau mit Thermosbecher, verströmt eine Aura von Kaffee, Müdigkeit und billigem Alkohol. Wer kann, schläft, wer nicht kann, diskutiert mit Nachbarn über Stadtplanung und Sozialpolitik. Oder: Die Peinlichkeit der Intellektuellen beim Vorüberziehen an Problemgebieten. Irgendwann ist man froh, wenn es nur das noch erkennbar müde Spiegelbild ist, dessen Blick man im Aufzug nicht standzuhalten vermag.)
Entlang des Weges: Bürowechsel. Ungewohntes Licht in den Gassen, andere Gesichter, sehr viel mehr Gewirr aus Stimmen und Themen und die schwierige Wahl zwischen längeren Umwegen und Durchtauchen der immensen Menge an Stimuli. Entscheidung für den kürzeren Weg, unsicher auf nassglatten Steinen und großen feuchten Blättern. Genügend Konzentration, um weitestgehend gedankenlos, schadlos das Ziel zu erreichen. Andere Arten von Pause. Immer irgendwie vor dem nächsten Call dem nächsten Kaffee der nächsten vage umrissenen Etappe. Immer noch keine Somme im Grau.
Nur unwesentlich weiter auf dem Lauf des Jahres steht man im Hinterhof, atmet morgendliche Feuchtigkeit und blinzelt in den rostigdunklen Himmel, aus dem in loser Folge kleine Tropfen fallen. Gespenster spuken durch die Äste der Tanne, nebenan öffnet und schließt die große Pforte, lässt kurz und etwas stärker den Klang der dahinter erwachenden Stadt zwischen die dunklen Mauern dringen. (Treppenhaus, ohne Licht, wie verschämt, ungesehen zu bleiben. Das Radio findet keine passenden Töne, stört heute trotzdem weniger als sonst. Erster Kaffee, noch vor dem Aufbruch. Schrift auf dem Bildschirm größer stellen. Über die Grenzen des Selbst sinnieren. Seufzen. Den Tag umarmen, ganz vorsichtig. Habt es mild heute!)
Plötzlich sucht man dann doch seinen Weg durch dichtes Gedränge. Grün, Blau, Beton, nasser Asphalt. Langsames Vorankommen, bis die Kurve in eine Gasse führt und wieder Stille herrscht. Vor der Fassade des ehemaligen Dienstherrn steht ein massives Gerüst. Der alte Schriftzug der Firma, der Jahre, Verkäufe, Markenwechsel überdauert hat, musste schlussendlich doch weichen. Kurzes Rasten, um zu sehen, ob sich Bewegung hinter den Fenstern zeigt. Manchmal in solchen Momenten spielen die Erinnerungen ihre eigenen Filme.
Unterwegs, erneut, im Verkehr. Warten an der Ampel, der frühe Abend brennt auf Rücken und Händen. Engstellen passieren, und staubiges Dickicht. Ein Taxifahrer hupt Fußgänger an, ein Radfahrer schimpf auf die alte Dame mit dem Rollator, die sich an der Bushaltestelle zu orientieren versucht. Blicke entspannen nichts, Wetter und Stunde scheint dem angestauten Frust dieser Zeit wieder deutliche Stimme zu verleihen.
Close to 5pm. In between places. With all the aspects a city has to offer, temporary construction sites are where people exercise educated, well-mannered behaviour. Staying out of everyone's way is the easier task. Not returning the rage people emit is much more difficult. There's no "we" in "I".