(Im Nebenzimmer wird laut über Code und Fehler diskutiert, aber nur eine Stimme trägt vor - und man erinnert sich, dass einer der beiden Kollegen heute Urlaub hat. Dann formen sich solche Momente, in denen der Kopf kurz Luft braucht, und irgendwann steht man in unentschlossen kühlem Sonnenwetter auf leerer Straße, hat einen Windhauch im Gesicht, der nach Reise und Ferne und Norditalien duftet, und muss kurz durchatmen, um Zeit und Ort wieder übereinander zu bekommen. Am Eck wird der Rest des Gerüstes abgebaut, ein gut gelaunter Hausmeister kratzt bunte Aufkleber von den Briefkästen neben dem Haupteingang, wie einmal jede Woche, aber einen Tag früher als sonst. Pflaumenkuchen und Mittagsstimmung unter immer noch weißem Stadthimmel.)

Schneller Abend, schnelle Nacht, schneller Morgen: Plötzlich hört man die eigenen Räder wieder auf Asphalt, nimmt das vorbeistreichende Dunkel wahr, das grüne Licht an der Baustelle und in der neuen Straßenbahn, und den fadenscheinigen Nebel, der aus den Seitenarmen des Parks über die Plätze, durch die Gassen, durch den Geist treibt. Eine alte, dürre Frau schleicht gebückt durch die Wiese und sammelt Kastanien und Blätter in eine Tüte so grau und farblos wie ihre Kleidung. Vor dem ersten Frühstücksbäcker stehen große Rollkoffer auf dem Gehweg, zwei junge Menschen unter dunklen Kapuzen sitzen an den Tischen und starren auf bunte Bildschirme, Äpfel leuchten zwischen Kaffeetassen und Tellern mit angebissenen Croissants. Erst oben am Fahrstuhl zeigen sich Ansätze von Tag, verklingen die frühen Glocken des anderen Viertels im Klappern der Schlüssel und dem leisen Schimpfen an schwerer, sperriger Tür. Der Rest ist Büroküche, ein zweiter Kaffee, ein Blick durch jenes Unsortierte, das heute Ordnung bekommen muss. Alles in kleinen Schritten, wenn die Zeit dafür reif ist. Habt es mild heute!

Guten Morgen, September. Heute braucht es Schreibtischlampe und Pullover, um im ausgekühlten, dunklen Heimbüro irgendwie anzukommen. Erster Kaffee dampft vor dem Fenster, über den Giebeln zwischen den Bäumen verabschiedet sich ein milchiger Mond aus der Nacht. Zwei Krähen ziehen ihres Wegs, unten lärmt die Müllabfuhr. Freitag, das Gefühl, von einer plötzlichen, vermutlich guten Idee aus dem Schlaf getrieben worden zu sein, die dann entlang der ersten Schritte durch den Monat abhanden kam. Also: Augen über den heutigen Plan schweifen lassen, ein wenig Glitzer in die Lücken streuen, Maschinen starten, wieder zu Worten finden. Kurz nach 6, noch unentschlossen, noch formlos, noch verschlafen. Habt es freundlich heute!