11:00: Blecherne Stimme verhallt zwischen den grauen Wänden, auch die Büros kommen wieder zur Ruhe. Sozialisierung und Ängste, die verschiedenen Lasten dieser Tage, die verschiedenen Erinnerungen an Geschichten und Warnungen der Kindheit lassen dem Klang von Sirenen mit den Jahren zwar nicht mehr seinen früheren blanken Schrecken innewohnen, aber genügend Schwere, um für einen Moment von der Routine zurückzutreten, Gefühle zu ordnen und Gedanken zuzulassen: Über Privilegien, über Sicherheit, über Leid. Über Hass und Dummheit, auch. Und vielleicht über Hoffnung, irgendwie.
Ein Zwinkern weiter, neuer Morgen: Schwimmend in Farben und Licht eines Tages, der kalt beginnt und warm zu werden verspricht. Ungewohnter Ortswechsel, halb geöffnete Jalousien im Brunnen-Büro, dicht bepackter Kalender, aber ein leerer Kritzelblock neben der Tastatur. Immerhin. Hinter den Fenstern glänzt das Viertel goldgrau unter dem blassen Himmel, durch den Hof schlendern Kinder mit Rucksäcken und Sporttaschen, gegenüber wird der Besprechungsraum gelüftet und die erste Zigarette entzündet. Montag, balancierend auf einer merkwürdigen Linie aus über die Dämmerung schwappender Müdigkeit und dem Tatendrang nach frühem Krümelkaffee. Alles noch viel zu ungeordnet, aber alles formbar. Habt es mild heute!