Zu manchen Zeiten im Jahr ist Morgen dort, wo sich die Nacht schon im Licht auflöst und ein Wechsel stattfindet, der einen eigenen Namen verdient. Zu anderen Zeiten scheint Morgen eher willkürlich dort, wo es die Stunde sonst auch vorschreibt, und da stolpert und verheddert man sich in all jenem obskuren, verschlafenen, verträumten Nächtlichen, das noch immer hier ist, nur träge seine Siebensachen packt, ohne besondere Motivation oder Eile. An manchen Tagen trägt man mehr Müdigkeit mit sich herum, an manchen Tagen findet man schneller in eine Form, die außerhalb der Routine bewusst trägt. Dann trinkt man schnell kälter werdenden Krümelkaffee im sorgsam gedimmten Licht des Heimbüros, während die Maschinerie wieder anläuft, gähnt dann und und wann, reibt sich die Augen und versucht die Gedanken noch tanzen zu lassen, bis sich alles etwas setzt und ordnet. Versuchsweises Erschließen von Bedeutungen, weit vor dem Sonnenaufgang. Was man in der Frühe eben so macht. Habt es mild heute!
Kaltstart, Windjackenzeit, feuchte Luft in den Haaren. Ein grauer Morgen lungert am Straßenrand und balanciert mäßig geschickt auf den Stromleitungen der Bahngleise. Frauen in großen Autos, Frauen auf großen Fahrrädern begleiten kleine Kinder in den neuen Tag und die neue Schule. An der alten Einfahrt etwas weiter treffen sich die älteren Jahrgänge zur ersten Zigarette, zur ersten Reflektionen der heutigen Lage. Zugeparkte Garage, vollgestellter Fahrradständer, und danach der übliche Kampf mit einer Schließanlage, die auf zweihändige Bedienung besteht. Irgendwann wartet man an der Kaffeemaschine und ist erstaunt, in der Rückschau, wie viele Kleinigkeiten man seit dem Aufwachen schon vollbracht hat. Es geht also doch. Kommt gut in den Mittwoch!