Aufbruch auf Rädern, Verlust struktureller Integritäten, Schimpfworte, Fußmarsch. Ringen mit Zeit, Erfordernissen, Möglichkeiten. Grauer Himmel, durchdringender Wind, keine Eigenwahrnehmung außer der Spiegelung in den Blicken von Handwerkern, die ihren parkenden Transporter ausladen und deren Aufmerksamkeit man viel zu lang bindet. Bürokeller, neben den Parkbuchten. Steckengeblieben in unbequemen Überlegungen über einfache, aber langfristig schlechte Gegebenheiten - und die Privilegiertheit von Alternativ-Ansätzen, die irgendwie immer in Do-It-Yourself hängenbleiben. Zu wenig Koffein.
(Neben dem anderen Bürogebäude trinken zwei bullige Security-Typen ihren frühen Kaffee, lachen vor dem Seiteneingang und füttern Tauben und Spatzen mit Brotkrümeln. Ein junger Schönling parkt seinen blitzsauberen Sportwagen ein, auf der falschen Seite und in die falsche Richtung, mit dem Gesichtsausdruck grenzenloser weltgegebener Überlegenheit. Klingelnde Straßenbahn, Schulkinder drängen sich ungeordnet und gleichzeitig durch eine nur halb geöffnete Tür. Kurzes Innehalten, bevor die Ampel ihre Farbe wechselt und der Takt weiterschaltet.)
(Einmal mehr dieses Novembergefühl. Nieselregen auf der Fahrbahn und im Gesicht und Wassertropfen auf der Stirn, die langsam abwärts rinnen. Optimieren auf kurze Distanz, trotz aller Umgebung. An einer Fußgängerampel steht eine junge Frau mit schweren Kopfhörern und diskutiert, gestikuliert lebhaft mit Menschen irgendwo in digitaler Ferne. In der Bäckerfiliale kaufen Bauarbeiter von nebenan Brötchen, ein älteres Pärchen sitzt in der Ecknische an den Fenstern und frühstückt. Eigene Termine klopfen an, die Beine werden schneller. Inmitten der Orte.)
Irgendwo halb im Vorübergehen steht ein älterer Herr mit grauroten Haaren unter grauer Kapuze zwischen taufeuchten Bänken, trinkt Bier aus einer dunkelbraunen Flasche und diskutiert mit den Unsichtbaren in großer Lautstärke, aber einer Sprache, die niemand anderen erreicht. Glatte Steine, Schlangenlinie um Mülleimer und rangierende Bagger. Die Baustelle fällt zurück, in der eigenen Tiefgarage parken die großen Limousinen der Nachbarbüros. Treppenhaus, um Fahrstuhlkontakten zu entgehen. Und Kaffee. Zu spät zu früh und noch nicht richtig auf Linie mit dem eigenen Takt.
Verlorenes Tagesgefühl und viel zu viel Licht um diese Zeit, der Winter sitzt noch im Gemüt. Auch, junge Frauen, die gesehen werden wollen und trotzdem übersehen werden, wütende junge Männer und Menschen mit Thermosbechern und eingefrorenem Blick und Touristen, die auf ihren Koffern sitzen. Unterwegs, halb geschlossene Sinne noch, um die Stunde nicht vollends zu überfordern. Und dann Büroküche, erste Gespräche, richtige Wellenlänge am falschen Tag. Noch immer ankommend.
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