Erstaunen, immer wieder, wie schnell fremde Stadtgeometrie, Sprache, Infrastruktur, Gepflogenheiten selbstverständlich werden. Wie man sich früh durch die richtigen Gassen bewegt, noch im Halbschlaf, dabei müden Einheimischen begegnet, die tagwärts eilen, in verborgene Headsets sprechen, mitunter gestikulieren, sich dann und wann bekreuzigen, wo ein Madonnenschrein aus einer Hausecke ragt. Weißbrot, Rosinengebäck, Weinbeeren. Den Kaffee dazu gibt es im temporären Zuhause über der alten Holztür. Genügend Plan für diese Stunde und ihr trübes Licht. Habt es mild heute!
Kurze Phasen tiefer Dunkelheit nach einer weiteren langen kurzen Woche. Indifferentes Licht, der frühe Tag tut sich mit einer Idee von Farbe und Stimmung schwer, lässt den verfliegenden Träumen noch etwas Zeit. Irgendwo quietschen die ersten Balkontüren, Besteck schlägt an Keramikgeschirr, eine Kaffeemaschine hustet. Das Stadtquartier liegt immer noch halb schlafend zwischen Park und Fluss. Zwei Hunde begegnen einander neben parkenden Autos und rostenden Fahrrädern, ihr Personal ist nicht zu sehen. (Kaffeekanne, Tulpen und Kerze. Erste flackernde Schattenspiele, Silhouetten auf dem Luxus der Planlosigkeit des Augenblicks. Habt es mild heute!)
Where we embrace winter in the city.
An manchen Tagen erwacht man gewohnt und ruhig an anderen Orten und ist sofort Teil der umgebenden Realität. An manchen Tagen und denselben Orten schreckt man auf in ein Jetzt, zu dem man sich erst in das passende Hier fühlen muss, in dem Raum, Stunde, Farbe des Lichtes, Duft des Morgens, Klang der Welt, alles für zu lange Momente nicht erwartungskonform scheinen. Eine Kirchglocke über den Feldern, immer noch rauhe Kälte in allem. Dorfkatze findet ihren Weg durch frostbedecktes Gras, im Busch vor der alten Tür scharen sich Spatzen um die Sonnenblumenkerne des zurückliegenden Sommers. Atem lässt die Fenster matt werden, noch keine Spur von Sonne über den Hügeln, aber zumindest ein Duft von Kaffee. Samstag findet langsam aus der Woche, langsam zu sich. Habt ihn mild!
Auf der anderen Seite der Nacht: Unterwegs durch Labyrinthe, innen wie außen. Eigene Flure stellen sich verwinkelter und länger dar als noch am Vorabend, während frühe Wahrnehmung ihre Bahnen durch ein noch ebenso unkartiertes, ebenso lichtloses Bewusstsein suchen. Kaltes Wasser im Gesicht, dieser neue Morgen blendet selbst in niedriger Dosierung. Die Luft ist kühl und klamm wie ein vergessenes Handtuch. Und das Viertel schweigt noch düster. Zu allem. Samstag, Erkundung der frühen Grenze von Zurechenbarkeit. Noch ohne Kaffee. Habt es mild heute.