Unterwegs in den frühen Stunden: Weit vor dem Tag gehören die Viertel jenen freundlichen Schatten, die Fußwege kehren, den Müll aus den Parks tragen, Fenster putzen und neue Linien auf alte Straßen malen, um danach ungesehen, unangesprochen, wortlos wieder zu verschwinden. Kirchglocken treiben über den Fluss, Räder finden ihre Route von fast allein, während der Kopf noch nahe Erinnerungen von kommenden Plänen zu trennen versucht (und damit ringt, nicht beständig in ein graubuntes Nirgendwo abzuschweifen). Dann klingen die eigenen Schritte, erschreckend laut auf dem weichen Boden leerer Flure und Zimmer. Hinter den Höfen, hinter den Häusern liegt noch tiefe dunkle Leere, einzig das Wasser im Springbrunnen gibt der Frühmorgenwelt eine Richtung, ein Oben und Unten. Zweiter Kaffee, Geschichten von von Traumversagen und realen Sprints und Selbstbildern und Hochstaplersyndrom. Bis die Konzentration Kontrolle übernimmt und alles zurück in die richtige Spur findet. Hoffentlich. Habt es mild heute!

Später kamen die Wolken zur Ruhe. Nur gelegentlich schlagen noch einzelne Tropfen Wellen in ihren Spiegelbildern, die behäbig über die großen Wasserflächen der Wege des anderen Viertels ziehen. Unterwegs: Schritt für Schritt entlang wackeliger Steine, durch die bewusste Lücke im Plan, den Kopf auslüften, während die meisten Stimmen vorübergehend schweigen. Eine junge Frau manövriert ihren Kinderwagen und einen kleinen, sichtbar nassen und unzufriedenen Hund quer über die Kreuzung, in den Transportern an der Ecke sitzen Bauarbeiter mit großen Brotbüchsen, der Sekretärin der Erdgeschossbüros fällt ein Wust an Papieren und Werbung aus dem vorsichtig geöffneten Briefkasten entgegen. Über allem liegt kühler, unentschlossener Wind. Der Mittag ist Pflaumenkuchen.

11am and on. Meetings involuntarily cut to size. Leaves room to actually work on things worth meeting about. Also: Never underestimate the energy required to dig through ambiguous domain specific languages. At some point, things stop being what they seem to, to the uninitiated, and the best to probably happen is ending up a total fool just by choice of terminology. (Blame it on caffeine and multitasking. Or the model explaining things the wrong way. Putting things to creative use and all.)

Anderswo zerfällt nächtliche Finsternis ein Meer aus Lichtpunkten: Venus an stillem Himmel, irgendwo hinter den Bürojalousien. Infrastruktur unter den Schreibtischen, abwechselnd verschiedenfarbig leuchtend und blinkend. Im nahen Horizont ruht ein großer Kran, der Ausleger umfasst von blauen Lämpchen, weithin sichtbar und seltsam, unangenehm flimmernd, versucht man, den Fokus daran festzumachen. Gelegentlich gleiten Schatten durch die Gänge und Treppenaufgänge, mitunter hört man Eingänge öffnen und schließen, aber all die Geräusche, all die zufälligen Schritte bleiben noch fern. Nur zögernd tastet sich die Betonnachbarschaft in den neuen Morgen. Also: Kaffee am Rande des Sonnenaufgangs. Pläne als Versuch, Begrenzendes zu ordnen. Staub von der Kamera wischen, um zu lernen, dass das Ergebnis die Dinge noch schlechter zurücklässt, als sie vorher waren. Aber das ist wohl auch eine Erkenntnis. Habt es mild heute!

4pm, slowing down. Watching clouds wrestle what's left of the daylight. Reordering the pile of tasks, leaving check marks on some smaller items, feeling like having achieved much more by the act of marking these things done than by actually resolving them. Still, getting ahead one step at a time, with steps being randomly small. But at least seems the direction's not all wrong.

Auflegen und Durchatmen, halb durch eng getaktete Stunden. Im Nebengang wechselt wieder die Belegschaft; ein neues Firmenschild spricht von Consulting und Visionen, und eine Schar stromlinienförmiger junger Menschen trägt große Bildschirme, Computer, Topfpflanzen in die weit geöffnete Türe und den Gang, von dessen Wand große Bilder in hellen Farben Motivationssprüche brüllen. Kampf mit den inneren Klischees und Vorurteilen - und allem, was diese eher zu bestätigen scheint. (Auch: Streuselkuchen. Und Herbstsonne, nur noch knapp über den hohen Fassaden. Baustellen wandern langsam stadtauswärts. Eine Kreissäge singt. Die Luft über dem Viertel ist klar und kalt.)

Close to 11am. Office hours, old desks, new colleagues, and the ambivalence of social contacts and interactions in days that should be dedicated to focussed work. Too: Coping with the uncomfortable silence in between communication. And with the absence of skills that could come in handy in such moments. (They say it's never too late to learn a few new tricks but how so?)

Irgendwann, irgendwo später. Dem neuen Tag fehlt gutes Licht, und es braucht einen ersten Kaffee, um zwischen wirren Träumen und formloser, trüber Realität Grenzen ziehen zu können. Entlang des Weges rangieren schwere Transporter, drei Tauben stehen im Scheinwerferkegel auf dem Bürgersteig und beobachten das Treiben misstrauisch. Finster ziehen sich die Stromleitungen der Eisenbahn über einen ebenso finsteren Damm, im Tunnel darunter sammeln sich Unrat und Wasser. In schneller Bewegung, eher aus gewohntem Rhythmus denn aus tatsächlicher Eile. Und dann Springbrunnen, Bürotüren, das chaotische Vergangene des eigenen Schreibtisches. Jeder Morgen trägt ein anderes Gesicht, jeder Morgen braucht eine andere Ordnung. Habt es mild heute!