Halb wach, halb noch im Schlaf, Sinnieren über Wetterwechsel und Launigkeit und schräge Metaphern. Ziellos, ohne Erwartung oder Aussicht auf Erfolg. Unten klappern Dinge im Bad, ein Radio spielt unverbindliche Tonkulissen, vor den Häusern werden teure Fahrräder auf das Dach eines teuren Automobils verladen. Hunderunden, Vogelposten, müde Katze, und selbst noch spürbar vor dem ersten Kaffee. Habt es mild heute.
Früh und doch spät genug. Aufwachen aus nervösem Schlaf, Träumen von hier bis eine Ewigkeit zurück in den paar Stunden, die die Sommernacht zu bieten gewillt ist. Dazu das Raunen der Welt, die Geräusche von Katzen und Mardern, die Unruhe außerhalb der eigenen Mauern, schließlich die Idee erster neuer Sonne. Tisch decken, zwischen Tür und Bach. Kaffee. Und jede Menge unscharfer Ideen, von denen man noch sehen will, welche Bestand haben möchte. Und welche zu vergessen man nicht gleich bedauert. Habt es mild heute... .
Morgen, als der Duft lauwarmer Höfe und Dächer, der Klang von Stimmen hinter offenen Balkontüren, das geschäftige Klappern erwachender Küchen. Irgendwo plappert schon ein Fernsehprogramm, ein Kühlschrank wird geschlossen, ein Wasserkessel rauscht. Unten passieren Jogger in Sportkleidung angestrengt die noch dem Zwielicht gehörende Kreuzung, verschwinden dort, wo die Wege die Häuser umrunden und in Park und Wiesen aufgehen. Das Bedürfnis, sich der eigenen, drängenden Routine zu beugen, diskutiert mit dem Wunsch, später und planloser als sonst dem Sonntag zu begegnen, und wer gewinnt, ist eigentlich von Anfang an klar. Habt es mild heute.
Irgendwann wurde der Regen leiser, das Tropfen durch Blätter, Nadeln, Zweige zu einem Grundton, über den sich Schlaf legte, in vielen Geisterstunden. Und dann dringt die frühe Glocke wieder in die Realitäten, lässt die verschiedenen Aspekte von Träumen und Welt ihre Plätze finden, mit genügend Raum dazwischen für eine angespannte Katze. Ein wenig Dämmerung, ein wenig Spiegelwirklichkeit, matt genug, nicht zu erschrecken. Ein Gähnen, ein kurzes Seufzen, ein Kaffee. Und ein vorsichtiger Kontakt mit dem Sonntag. In all seinen Farben. Habt es mild heute.
Und dann Kirchglocken, verhallend ein Zwinkern und Gähnen weiter. Die Vögel der Höfe singen schon seit Stunden aufeinander ein, nebenan klappern Teller und Besteck, unten erwachen die Kinder, aber mit den Jahren verläuft dieser Prozess später und ruhiger. Irgendwo raucht jemand die Morgenzigarette und vielleicht ist es tatsächlich Zeit, dem Sonntag seinen ersten Kaffee und seinen Platz zu geben unter einem weiten hellen Himmel. Habt es mild heute!