Sehr viel später, oder früher: Noch einmal mit den Gespenstern tanzen, bevor sie sich zur Ruhe legen. Katze beobachten, die am offenen Fenster sitzt, Morgenluft im glatten Fell, und ihrerseits reglos die erwachenden Höfe mustert. Nachhall vergangener Stunden ausklingen lassen zusammen mit jenen Träumen, auf die man verzichten kann. Ordnung schaffen vor dem ersten Kaffee. Habt es mild heute. 

(Und dann Morgen, kalt, übernächtigt von zu wenig Schlaf oder zu viel Schlaf oder zu vielen Meilen der Wanderung durch unwirkliche Welten. Zögerndes Einfinden in normale Taktung. Treppe unter noch wackeligen Füßen, viel Mechanik, wenig Klarheit. Bäcker, Straße, Wäschekeller. Nebenan wuseln Mäuse durch zerknülltes Papier, eine Lampe flackert, im Heizungsraum spuken die ihm eigenen Geister. Noch trägt die Gegenwart die Gewebe der Nacht, einiges vor dem ersten Kaffee. Habt es mild heute!)

Zu frühe Stunde. Tonlose Leere in der Straße, Wolken über den Dächern. Mensch und Vogel schlafen noch, nur gelegentlich rollt Verkehr durch die alte Kreuzung, begleitet vom Klang grober Reifen auf nassem Stein. Gegenüber schalten die Lichterketten, tragen unerwartete Wärme in die fahltrübe frühe Stimmung. Kirchglocken erwachen, zögernder als sonst. Weit vor dem ersten Kaffee, der zweiten Kerze ringt der Tag noch mit seinen Geistern. Habt es mild heute. 

Winter kam mit der Nacht, hält sich rauh und glänzend auf den Dächern. Etwas mehr Licht heute, die Glocken der Kirchen etwas lauter, das Schweigen der Höfe dichter. In jenen Tagen spürt man plötzlich, wie klein der Rest des Jahres wurde, wie schnell die Stunden fließen. Atmen vor dem Spiegel, die Schultern fallen lassen und trotzdem nur kurz Leichtigkeit spüren. Kaltes Wasser, heißes Wasser, Kaffee. Und eine rote Kerze, für den Morgen und das Leise in ihm. Habt es mild heute!

(Träume der Nacht am offenen Fenster ausschütteln, sorgsam falten und in ihrer Schublade verstauen. Es hilft, zumindest einigen davon einen nicht ganz so verschlissenen Zustand zu bewahren. Kirchen rufen, im Hof diskutieren Vögel ihre kleinen Themen im großen Ganzen. Der Bäcker öffnet die Türen und schiebt den Aufsteller auf den Weg, der für Adventsgebäck und Glühwein wirbt. Kurzes Sinnieren über alternative Frühstücksmöglichkeiten, aber schlussendlich dominiert das Gewohnte. Kaffee, Obst, ein paar Kerzen. Die Stadt kommt wieder zu sich. Habt es mild heute!)