Unbestimmt später. Nachtstille. Mondlicht fahl glänzend in allem, aber Mond selbst verschwunden irgendwo hinter Dächern, Erkern, Schornsteinen. In der eng beparkten Kreuzung übt die Fahrschule mit einem Schwertransporter Rangieren und Wenden. Der Schüler beherrscht sein Gefährt offensichtlich gut genug, um wieder auf dem Weg stadtauswärts zu sein, bevor der Klangteppich aus schwerem Motor und Rückfahrwarner nervig, lästig werden konnte. Windstill kühlt die Luft über dem Viertel aus, duftet nach Nebel und Feldern und neuem Regen. Nach ein wenig Erinnerung. Und nach ein wenig Fernweh. (Have a calm night everyone, no matter where you are.)
Sehr viel später. Mehr Worte als Bilder, ein halber Mond, der sich nur dem Auge darbietet und allen anderen Instrumenten entzieht. Noch einige Konturen vor dem Himmel, einige wenige Lichter in wenigen Fenstern, ansonsten floh der Abend fast völlig unbemerkt aus dem Viertel, ließ jede Menge neue, glatte Dunkelheit zurück. Eine Türklingel, ein abfahrendes Auto, eine halblaute Unterhaltung auf dem Eckbalkon. Die Katze starrt mit angelegten Ohren missmutig quer durch den Raum. Hinter der Wand klappern Flaschen, der Fernseher schimpft. (Versuche, den Tag abzustreifen, halbherzig und mäßig erfolgreich, vor dem Schlaf. Was zurückbleibt, wird mit durch die Träume getragen werden müssen.)
11pm, again. A day swiftly flying by. The flowers on the river banks lost their bright colours to the night, only the bridges span light across the dark waters here and there. At the edge of first sleep, all noises and chatters are unnaturally amplified, all neighborhood sounds much weirder, much more confusing than one is used to. (The challenges of achieving and keeping a state of calm in such random moments.)
11pm and on. Watching static shadows on a grayish ceiling. Feeling ones own weight while trying to let go of all tension, a challenge usually uncountered. Perceiving the world in between the houses, silent and careless. Everything else is the sound of water on roofs, stones, meadows.
Schließlich: Sonntagabend am Fenster. Das Viertel erfindet sich wieder neu. In der Fernsehwohnung gegenüber ziehen immer helle Bilder über einen riesigen Monitor, tagein, tagaus; andere Lichtquellen scheinen nicht erforderlich, und nur gelegentliche menschliche Schatten lassen Leben darüber hinaus vermuten in diesen Zimmern. Junge Familie mit Kindern eine Etage weiter oben. Balkontür und Wände füllen sich mit Herbst-Dekoration, die Kisten weichen langsam echten Möbeln. Wenige Fixpunkte, viele neue Gesichter und Geschichten. Daneben feiern die Studenten auch im fortschreitenden Herbst Parties, dann und wann, sitzen auf den Fensterbrettern hoch oben, rauchen und trinken gegen die Jahre, die Dunkelheit, die Schwerkraft. Und irgendwie funktioniert es, zumindest einigermaßen, oder zumindest gut genug. Vielleicht ist das auch alles, was man wollen kann, so kurz vor einer neuen Woche.
Der Tag ging. Über den Hügeln treibt immer noch Regen, macht die Nacht viel dunkler und leerer, sprüht fein in Gesicht und Haare. Wein statt Kaffee, etwas zu viel, um den Träumen einigermaßen klar zu begegnen. Aber vielleicht spielt es keine große Rolle. Motten tragen zuckende Schatten durch mattes Licht am Wegesrand. Das Hier malt neue Bilder, die Erinnerung versinkt in jener Musik, die früher nur heimlichen späten Augenblicken gehörte und die Frage stellt, welches Erlebte eigen und tatsächlich ist - und welches fremd, erdacht, gefühlt. (Fern bellen Hunde. Dee späte Samstag hat keine Antworten. Aber vielleicht Schlaf.)