Andere Erfahrung in diesem Streifen Welt: Ankommen, ohne Wege bewusst zu kennen. Es reicht völlig, an jeder Kreuzung intuitiv richtig abzubiegen. In anderen Dörfern schläft ein Schäferhund vor einem verfallenden Gasthof. Nur im ganz obersten Fenster leuchtet ein roter Stern. Wasserfall kurz hinter dem Waldesrand. Rast auf alten Bänken, und eine erfolglose Suche nach Schnee. 

Irgendwo zwischen den Welten. Einige Meter weiter über dem Meer ist der Herbst unwirklich langsamer, sonniger, goldener als in der grauen Stadt. Trotzdem tiefer Schlamm auf den Wegen, Tropfen im letzten Gras des Jahres. Ein Hund schlendert die Ausfallstraße hinunter hin zum Wald, Eile gehört nicht zu seinem heutigen Takt. Als Ahnung nur noch die Geräusche der Autobahn, ein Hubschrauber zieht über die Hügel und verschwindet als kleiner Punkt am Horizont. Gegenüber vor dem Tor lungern noch große Kürbisse mit verfallenden Gesichtern. Die Kirchturmuhr schweigt und schläft. (Wir bleiben wohl immer ein Stück von dem, wo wir unseren Ursprung haben. Egal, wohin unsere Pfade führen.)

(Aus der Zeit gefallen. Irgendwann: Ankommen wieder, inmitten der Hügel, dort, wo die Himmel weiter, die Sterne heller, die Bäume dichter sind, der Abend früher zu beginnen scheint. Ein immer neu seltsames seelisches Balancieren zwischen Heimaten und Realitäten, fern der Jugend, fern der Stadt, manchmal auch verloren in Anknüpfungspunkten und Verständnissen. Das Tor schließt, am Fuße des Efeu rascheln Mäuse, Bach rauscht durch das Halbdunkel der Wiesen. Woche fällt zurück. Alles wie immer. Zum Glück.)

Bewegungen vor dem Gewerbegebiet: Die Blitzsäule fotografiert in loser Folge jene, deren Eile zu groß ist. Auf dem Parkplatz des Supermarktes dahinter verladen Männer in Camp David-Uniform Kisten voller Bier und Cola auf einen wuchtigen Dodge Ram. Zwei dunkelhäutige Frauen mit Schwere in den Augen tragen Plastiktüten aus der Tür in die Tiefe des Ortes. Etwas weiter: Alte Fassaden sind dekoriert, Schilder heißen Gäste willkommen, die Gedanken ringen mit Begriffen wie Heimat und Tradition - und den Vorurteilen der eigenen engen Welt. Grau das Licht, grau die Stimmung. Leise beginnt es wieder zu regnen.