Der Morgen: Waghalsig frühe Termine mit sich vereinbaren und doch nicht erscheinen. Augenlider zusammengepresst halten im grellen Licht, bis bunte Flecke durch die Wahrnehmung tanzen. Erste Mails, neue offene Punkte ersetzen alte offene Punkte und an der Haltestelle schließt ein erster Bus seine Türen. Unterbewusst nervös, ungeduldig, wartend auf den Wasserkessel und einen Moment innerer Stille mit weniger Nacht und darauf, dass die vagen Erinnerungen an die letzten Stunden Form ergeben oder verschwinden wollen. Dann schneidet Nachbars Radio durch den Spuk, die Katze trollt sich unters Bett, die Ausflüchte, sich dem üblichen Takt zu entziehen, werden dünner. Kaffee, Brot, Küchentisch und eine kleine Fliege, die über den Atlantik rennt. Erfolglose Zwiegespräche, aber immerhin geduldet. Habt es mild heute! 

(Küche am Vorabend. Begrenzter Lärm, hinter dem die Außenwelt verklingt. Beschlagene Scheiben, die Spuren von vergangenen Skizzen offenbaren und das trübe Zwielicht von draußen filtern. Temporär abgekoppelt, und manchmal gibt es Schlimmeres.)

(Manchmal benötigt Küche Zeit und Wein, manchmal Pragmatismus. Manchmal sind es alle Gewürze, die der Vorrat zu bieten vermag. Und manchmal tun es Pfeffer und Salz. Lärm von der Baustelle verebbt. Pastellstunde über matten Schindeln.)

Noch etwas mehr nachtwärts: Küchenbier, vibrierender Herd, Müdigkeit als Aggregatszustand. Der Teig klebt am Nudelholz, und die Pflaumen sind noch hart und sauer, Sommer fehlt den Früchten. Unten im Nebenhof weist ein Vater seine Kinder zurecht. Laut, genervt, hilflos in der Sprache und schlussendlich bleibt die Ansage wirkungslos, Lärm und Treiben gehen munter weiter. (Eine Ahnung von Wind. Drückende Bässe am Fluss. Sich selbst wiederfinden, kurz nach Sonnenuntergang.)

Die Küche: Milchreis und kalter Kaffee. Dazu Kirschkompott. Höfe vor dem Fenster sonnen sich unter goldenen Bäumen. Heizung rumpelt. Stunden ohne Eile über dem Stadtherbst.