Der Abend vergeht in schummrigem Licht. Kleine Augen vor großen Bildschirmen, viel Tag in den geistigen Knochen, viel Tag und Woche noch voraus. Noch einmal Struktur in Dinge bringen, noch einmal Unebenheiten begradigen, zumindest ein paar jener Fallstricke beseitigen, die einen sonst kopfüber und hart in den neuen Morgen stolpern lassen. Böige Winde klappern mit Schindeln und werfen dann und wann Mülltonnen um. Jemand spielt Klavier, versucht sich an einem ambitionierten Werk, mit durchwachsenem Erfolg. (Noch einmal strecken, nach der Decke greifen, versuchen, das Verspannte von sich zu bannen, und ebenfalls scheitern. Also bleibt zu beobachten, wem das heutige Dunkel gehören wird: Nervosität oder Müdigkeit? Momente, in denen Dinge spannend bleiben, man aber nicht wetten würde...)
Closing in on 10pm. Yet again. Hands still to the wrists in loose ends. Wondering whether these are todays or actually yesterdays loose ends and the mind managed to just emulate a whole twenty-four hours. Then again, neighours across still seem to move in, the night feels colder already with skies more open, and the 'hood gets louder as week moves on. (Opening and closing windows in five minutes intervals. Somewhat tired. Somehow looking for sleep. And in an odd way being enticed by the idea to have breakfast.)
Schließlich, wieder: Übergänge meistern. Die Wochenendkleidung in die Wäsche tun, Wochengewänder glatt streichen - und sich für einen kurzen Augenblick zwischen allem unsicher und nackt fühlen. Vor den Fenstern entfaltet sich eine wolkige, rostfarbene Stadtnacht, die Wohnung duftet nach dem Rauch von Kerzen und abgestandenem Tag. In der Wohnung gegenüber blinken Partylichter, aber weniger Schatten als sonst tanzen durch Zwielicht und die Musik ist stiller. Das eigene Treppenhaus scheint längst den Sonntag verabschiedet zu haben. Momente immer am Tagesrand, noch ein paar Stunden im Luxus, außer Schlaf kein Ziel zu brauchen.
Schließlich: Am Rande des Sonntags wieder hinter den Fenstern stehen, die dunkle Stadt beobachten und ihre falschen Sterne zwischen den Häusern. Ein Hubschrauber blinkt über dem Fluss, unten werden Koffer aus einem großen Fahrzeug geladen, gegenüber fluten düstere Nachrichtenbilder den winzigen Raum. Schatten von Herbstblumen, hier, auf Tischdecke und Bücherregal. Noch ein wenig Musik, während das Haus Schlaf sucht, aber das Klavier klingt heute nicht richtig, die Töne finden wenig Harmonie. Unschlüssig - eigentlich braucht alles mehr Licht, aber im Dunkeln fühlen sich Abend und Nacht etwas milder an. (Energiesparmodus. Woche hinter dem Horizont. Wer als Letztes schläft, verpasst die helleren Träume.)
Dann wird der Nachtwind forscher, wirft Regen an Fassaden und Fenster, schlägt offene Türen derb in die Schlösser und reißt missmutig an den Pflanzen, die seinen Weg in den dunklen Flur bremsen. Kerzen erlöschen, Rauch zieht Formen in trübem Kunstlicht. Unten eilen Schritte über die Platten, Stimmen sprechen atemlos und unter Stress. Hinter nassem Glas zeichnen sich die Schatten dazu ab, unscharf und konturlos und irgendwann in einem Hauseingang dem Blick entflohen. Herbst von hier bis zum wolkigfinsteren Himmel.