Mittag neben den Häusern, auf der Straße, in den Gängen, zwischen Regalen. Die Praktikanten im Supermarkt des geringsten Misstrauens haben die Lieferung ausgeladen, schnell, aber falsch. Laute Stimmen, harte Worte inmitten umgelagerter Paletten und kreuz und quer gestellter Warenträger. Selbstbewusste Kunden stellen die letzten Durchgänge zu, telefonieren und sinnieren weithin hörbar darüber, dass alles immer teurer wird, um dann Hochpreisiges in die Wägen zu stapeln, nach einem Schema, das dem Betrachter vollständig verborgen bleibt. (Ein Tag, der kalt begann und kalt blieb. Ein Tag, an dem die Farbe der Himmel, die Witterung, der eigene Gemütszuschnitt nicht dazu angetan sind, Wärme zu spenden. Fliegen auf ellipsenförmigen Bahnen um eigene Schwerpunkte. Immer wieder zurückfallend in die alten Spuren. Hängengeblieben.)
(Mittagseskapaden abwärts, zu dünne Schuhe, zu dünne Jacke, aber das Frösteln ist willkommen in der kühlen Luft. Nebenan rollt der Hausmeister Mülltonnen durch die Ausfahrt, der Lärm lässt die Glasscheiben der alten Haustür leise klirren. Noch mehr Resonanzen. Oder vielleicht nur Einbildung. Eine Krähe und eine Taube, in der Tanne, angemessener Abstand dazwischen und es duftet nach grünen Nadeln und Wald und Winter, auch ohne Schnee. Zorniges Piepen von Geräten, Belehrungen über Ausstehendes und Liegengebliebenes und irgendwo nebenan singt eine junge Stimme in einer fremden Sprache Lieder, die sich des Augenblicks vollständig bemächtigen. Dann ziehen die Stunden wieder an. Der Moment verblasst.)
Mittag, halb geöffnete Fenster: Sonne nur noch knapp über den flachen Dächern. Lange Schatten, trotzdem noch ein wenig Wärme auf der Haut und den Sinnen. Gegenüber kehrt die Bürobelegschaft fast geschlossen aus der Pause zurück, eine Flut dunkler Gestalten wogt an der Terrassentür vorbei und verliert sich in den Zimmern hinter Monitoren und Schreibtischen. Später Kuchen, ignorierte Vorsätze, nochmal Kaffee in der Beobachtungen, heute viel mehr davon lauwarm weggeschüttet als tatsächlich getrunken zu haben. Und Warteschleife, nächste Etappe. Geschichten von Langeweile und Atempausen.
(Montag, auch: Supermarkt des geringsten Misstrauens, um gerissene Lücken aufzufüllen, und um einige Schritte aus der Enge heimischer Bürowirklichkeit zu tun. Kopfhörer unter der Kapuze. Wunsch nach Abstand, spärliche Kommunikation über Blicke, auch weil um diese Zeit hier niemand ist, mit dem man wirklich kommunizieren mag. Banale Dinge in den Wagen packen. Wege durch vollgestellte Gänge finden, sich in den Gedanken an Provisorien verlieren, an Vorübergehendes, das zum Dauerzustand wird. Immer die Hälfte vergessen. Und nach den Wolken starren, draußen, wieder mit dem Asphalt der Straße unter den Sohlen. Kurz genug weg, schnell genug wieder zurück.)
Später Mittag, zwischen den nahen Häusern. Wieder unter dunkler Kapuze. Wegen Sonne. Und Wind. Und überhaupt Stimmung. Etwa: Die Selbstverständlichkeit, immer und überall Rücksicht zu üben versuchen und das dankbar aufgenommen zu spüren. Nicht im Hoffen auf Gleiches, dann und wann, aber mitunter trotzdem enttäuscht von der Realität in anderen Lagen. Linien finden auf vollen Bürgersteigen, sich an die Schatten halten, so konzentriert wie eben möglich. Aus dem unscharfen Treiben von Zielen und Aufgaben die akut nächsten herausfischen, während der Bus eine unfassbar große Horde von Schulkindern freilässt, die bunt und durcheinander um alles herumwogen und im nächsten Augenblick verschwunden sind. Schirme und Stühle der Kneipe klappern in einer Böe. Immer noch Spätsommerherbst in den Farben.