Deutlich weiter in dieser Nacht und es wird immer noch kühler. Unten ist Begängnis in der Küche, das Gespräch erwachsener Stimmen überraschend laut und angeheitert für einen späten Sonntag. Gegenüber sind derweil fast alle Lichterbögen und Sterne aus den Fenstern verschwunden, Reste von Stadtlicht spiegeln sich auf mattem Glas und das Viertel wirkt gleich wieder etwas düsterer. (Sinnieren über Lichtmeß und Hohneujahr. Über Rituale und das Verharren in Gewohntem dann und wann, weil es eine gewisse Ruhe gibt umso mehr, je lauter und hektischer alles andere wird. Randbetrachtungen an Wochengrenzen.)
Stunden weiter. Zurück zwischen Höfen und Beton. Auch hier überstand etwas Schnee die Zeit, verdeckt einiges an Schlamm und Schmutz. Dort, wo die Innenstadt hinter den Dächern liegt, strahlt der Himmel heller als sonst. Zwei bunte Scheinwerfer malen Spuren in die voranschreitende Nacht. An der Heizung bleibt es warm, gegenüber werden Taschen ausgepackt und Bücher auf den Küchentisch gestapelt. Manchmal flackert eine Lampe in Zimmern, die sonst immer finster bleiben. Am Horizont die Woche, im Kopf die Mails, die zu lesen man sich nicht verkneifen konnte. Vor dem Montag sind die Stunden immer holprig, der Schlaf immer fragil und dünn. Aber den Versuch lohnt es trotzdem, andere Alternativen sind nicht besser.
Schließlich, wieder: Den Tag ziehen lassen. Sich in den Wochenmorgen hinter dem Horizont der Nacht fügen, und den Affen akzeptieren, der schon durch die kommenden Aufgaben turnt, Schlagworte und Phrasen aus dem Regal zerrt und in den schneller drehenden Strudel der Gedanken rührt. Mit offenen Augen unter hoher Decke liegen, immer wieder erstaunt, wieviel Licht selbst um diese Zeit noch in der Stadt ist. Schwarze temporäre Geister tanzen mit dem spärlichen Verkehr, mit dem Aufbrechen und Ankommen der Reisenden und Pendler im Hinterhof. Auf der Terrasse, die über allem thront, klingen noch leise die Gläser, die Musik ist fast schon zu ruhig für einen Sonntag mitten im November. (Da sind noch keine Schafe, die man zählen könnte.)
Close to 6pm. Feels much later. Trying to tame technology, halfway disappearing within more rabbit holes. Waiting for the moon to light a way in there. Adding new mental chapters to imaginary books.
Schließlich, wieder: Übergänge meistern. Die Wochenendkleidung in die Wäsche tun, Wochengewänder glatt streichen - und sich für einen kurzen Augenblick zwischen allem unsicher und nackt fühlen. Vor den Fenstern entfaltet sich eine wolkige, rostfarbene Stadtnacht, die Wohnung duftet nach dem Rauch von Kerzen und abgestandenem Tag. In der Wohnung gegenüber blinken Partylichter, aber weniger Schatten als sonst tanzen durch Zwielicht und die Musik ist stiller. Das eigene Treppenhaus scheint längst den Sonntag verabschiedet zu haben. Momente immer am Tagesrand, noch ein paar Stunden im Luxus, außer Schlaf kein Ziel zu brauchen.