Irgendwann: Kaltes Licht über allem. Wieder erstaunlich viel Mond, scheinbar ganz plötzlich. Umfasst von rissigen Wolken, deren Formen sich beständig dem Blick und der Beschreibung entziehen und in denen Geister leben könnten. Eine einzelne helle Lampe gegenüber, hinter geschlossenen Fenstern, umringt von Kisten, Kartons, Pappe, Fußboden bis zur Decke. Es ist wieder Bewegung im Viertel, neue Möbel, neue Gesichter, ein langsamer Rhythmus mit Taktschlägen am Ende des Sommers. Augenblicke in Ruhe verharrend, zumindest körperlich, an der wärmer werdenden Heizung. Nur die üblichen Affen tanzen und springen. Wie so gern am hinteren Rand langer Tage.

Immer noch früher als sonst: Vergessene Dinge aus der Tagestasche angeln. Verschiedene Batterien laden. Überlegen, ob man bestimmten Benachrichtigungen bestimmter Systeme nachgehen sollte, oder ob es ein Filter auch tut. Langsam beginnt die Heizperiode; die Menge möglicher Zustände in diesen Wänden verdoppelt sich: Zu hell. Zu dunkel. Zu warm. Zu kalt. Immer die Mittellinie kreuzen, immer in Bewegung bleiben, und sich immer irgendwie an banalen Realitäten reiben - müssen oder können. Dieser Abend sieht wieder mehr offene Fenster, mehr Windlichter auf den Terrassen, dieser Abend hört wieder mehr Gespräche in den Höfen als unter den Fußböden und Teppichen. So haben die gesprochenen Worte zumindest mehr Raum. Irgendwo leben auch heute die musikalischen 1980er, brüten Studenten in kleinen Zimmern über Büchern, finden Nachbarskinder keinen Schlaf, sitzt der orangefarbene Fahrradbote müde auf dem Bordstein und leert einen Energy-Drink. Lange Nächte unter Wolken, kein Polarstern, keine Navigation.

(Der Tag war Wolken und Regen und rauhe Stimme und Code und Sand, in den Schuhen und den Rädchen der Logik. Viele Versuche, lose Enden nach Farben zu sortieren, scheitern spätestens im Zwielicht und an schwach ausgeprägter Fähigkeit, Zwischentöne gut zuordnen zu können. So klemmt man zwischen die Seiten, was man hat und behält, schließt das Buch und hofft, dass der Nachtwind nicht gar so barsch durch die bruchstückhaften Notizen blättert. Grelles Licht in der Küche gegenüber, nervöse Schatten hinter schmutzigen Fenstern. Unten wird in halb geöffneter Haustür diskutiert, kurz, aber vehement, dann verschwinden Schritte in verschiedene Richtungen. Unruhe und Eile noch überall. Und dazwischen müder Halbschlaf.)

Schließlich: Am Rande des Sonntags wieder hinter den Fenstern stehen, die dunkle Stadt beobachten und ihre falschen Sterne zwischen den Häusern. Ein Hubschrauber blinkt über dem Fluss, unten werden Koffer aus einem großen Fahrzeug geladen, gegenüber fluten düstere Nachrichtenbilder den winzigen Raum. Schatten von Herbstblumen, hier, auf Tischdecke und Bücherregal. Noch ein wenig Musik, während das Haus Schlaf sucht, aber das Klavier klingt heute nicht richtig, die Töne finden wenig Harmonie. Unschlüssig - eigentlich braucht alles mehr Licht, aber im Dunkeln fühlen sich Abend und Nacht etwas milder an. (Energiesparmodus. Woche hinter dem Horizont. Wer als Letztes schläft, verpasst die helleren Träume.)

(Aus der Zeit gefallen. Irgendwann: Ankommen wieder, inmitten der Hügel, dort, wo die Himmel weiter, die Sterne heller, die Bäume dichter sind, der Abend früher zu beginnen scheint. Ein immer neu seltsames seelisches Balancieren zwischen Heimaten und Realitäten, fern der Jugend, fern der Stadt, manchmal auch verloren in Anknüpfungspunkten und Verständnissen. Das Tor schließt, am Fuße des Efeu rascheln Mäuse, Bach rauscht durch das Halbdunkel der Wiesen. Woche fällt zurück. Alles wie immer. Zum Glück.)