Halbe Strecke unter Frühlingshimmeln. In der anderen Stadt sitzen zwei alte Herren bei Kaffee und Kuchen, keifen gegen die Welt und sinnieren darüber, wie diese bunthaarigen faulen Jugendlichen früher auf Linie gebracht worden wären. Die bunthaarige junge Frau am Tresen verdreht nur die Augen und begrüßt freundlich einen nächsten Kunden. Mischbrot, Streuselkuchen, Hefegebäck. Kirchglocken zur Mittagsstunde.

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Manchmal sind Mittage auch da für Begegnungen mit ungeliebten Aspekten der Realität. Formale Briefpost, etwa. Also Ablagen zurechtrücken, Dinge sortieren und entwirren, innerlich verstimmt murmeln über Begrifflichkeiten wie Aufbewahrungsfrist, Papierspur und Analogzwang. Dessen ungeachtet hat der Freitag seine ersten Stunden abgeschüttelt, streckt und räkelt sich unter hochblauem Himmel und warmer Sonne, während erste Schulkinder ihren Weg heimwärts finden und die Studentin gegenüber am offenen Balkon fachliche Themen diskutiert, ebenso enthusiastisch wie laut. Eigene Kunden fragen zu Zertifikaten und Verbindungen, und der Augenblick in den Höfen atmet den Duft von warmen Steine und altem Holz. Losgelöst von allem, verbunden mit allem.
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Und schon wieder weiter gereist mit dem Tag. Schritte um die Häuser, keinem bestimmten Ziel folgend, nur um ein wenig Bewegung in das eigene Verspannte zu bringen. Auf den Straßenzügen liegt warme Luft, die nach Frühling, Asphalt und einer seltsamen Leichtigkeit duftet. Die Studenten kehren vom Einkauf zurück, den rostigen Handwagen schon vollgepackt mit jenen Sachen, die man eigentlich erst später im Jahr braucht, auf den sanften Uferwiesen entlang des trägen Stromes. Ahnungen von Wochenendvorsätzen. Rückkehr, irgendwann. Das Gelb am eigenen Fenster wird heller, Katze döst in einem Sonnenfleck und einen kurzen Moment verlieren die Stunden etwas von ihrem Schwung.

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Supermarkt des geringsten Misstrauens, sehr viel später. Der Hinweis auf die Selbstzahlerkassen wurde entfernt. Gelegentlich fragt ein wartender Kunde nach dem Stand der Dinge, aber die mehrheitlich jungen Streikbrechenden auf jener Seite des Kassenbandes sind äußerst glaubwürdig in ihrer ratlosen Unwissenheit. Minimaleinkäufe, optimiert auf Verweildauer. Wenige bekannte Gesichter, gewohnt schlechte Musik. Aber zumindest ist man auf dem Parkplatz gehalten, seine Siebensachen am Bordstein zu parken, um erste Blüten zu bewundern. Es beginnt wieder jene Zeit des Jahres, in einem weichen milden Vorabend.

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Schon wieder hinter der Linie dieser Nacht. Frost auf allen Dächern, vorübergehender Frost auf dem Gemüt, die Stille des Augenblicks und die Dankbarkeit für das wiederkehrende Licht. Zweiter Kaffee, inmitten der eigenen Räume, und ein vorübergehendes Gefühl von Enge inmitten des Durcheinanders, das einzufangen wieder und wieder die Kraft fehlt. Die Blicke ziehen lassen über den Plan hin zum Abend, mentale Fähnchen entlang des Weges verteilen, auch wenn der genaue Kurs dorthin noch ein wenig im Unklaren liegt. Vertrauen auf den nächsten Schritt, trotz aller Zweifel an sich selbst. Habt es mild heute!

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