Die richtige Wärme spürt man erst, wenn man Schatten und Wind verlässt. Für einen Augenblick fühlt sich der Asphalt klebrig an, aber vielleicht spielt hier auch nur eine überhitzte Wahrnehmung ihre Streiche. Im Supermarkt des geringsten Misstrauens sind die Selbstzahlerterminals wieder sichtbarer, das Schild, das über den fortdauernden Defekt informiert, wurde erneuert, sachlich, subtil anklagend, und es drängt sich die Frage auf, ob die Maschinen sich durch solche Bloßstellung beeindrucken lassen. Eine junge, schwer tätowierte Frau wirft Flaschen in den Pfandautomaten, und in jedem Griff rutschen die Tattoos etwas weiter mit den Ärmeln ihres Shirts nach oben, legen blasse Haut frei und geben den eigenen Gedanken Aufgaben, ein weiteres Mal die eigenen Sinne zu hinterfragen. Schließlich: Schatten der Höfe. Kein Wort. Nur Baum und Himmel.

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Und dann Mittag, als willkürliche Festlegung an einem Tag, dessen Anbeginn und Verlauf eigenen Zeitvorstellungen genügt. Die Schatten ändern ihre Richtung, in der Straße brüllt ein Rasenmäher, nebenan lässt der Paketbote eine große Kiste auf den Bordstein fallen. Ausstehende Termine, Benachrichtigungen über mehrere Kanäle, und grob strukturierte Protokolle entlang fein getakteter Abläufe. Knäckebrot, Wasser, Banane - und der Abstand zu den rennenden Stunden wird nie größer als eine Armeslänge.
Mittagssonne, einige neue Tropfen auf den Blechen vor dem Dach. Schimpfende Krähen. Rangierverkehr vor der Einfahrt, das übliche Konzert aus Hupen und Klingeln bleibt heute unerwartet zurückhaltend und insgesamt wirkt der Montag da unten wahlweise antriebslos oder entspannt, passende Einordnung und abschließendes Urteil fehlen noch. Pause am Arbeitsplatz, in jener grauen Zone der Interessen, die auch dienstliche Relevanz haben. Wind, der durch Gänge singt. Und ein müder Bürohund, verschlafen auf seinen Kissen dösend. Minuten jenseits aller Produktivität.

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Müde? Ja. Klar. Immer. Wie alle, im Moment. (Kurzer Austausch entlang der Regale, Supermarkt des geringsten Misstrauens und man erkennt sich noch, spricht miteinander. Das Aggregat der Gefriertruhe dröhnt und klappert, zwei Praktikanten in Dienstkleidung laden Joghurt und Käse von einer Palette. Die Selbstzahlerterminals wurden wieder freigeräumt, etwas verstaubt, aber ansonsten unverändert nach den Wochen, eine kryptische Fehlermeldung auf den Bildschirmen hinter dem Schild, das weiterhin in großen Lettern ihren Defekt feststellt. Zurschaustellung der Streikenden als nächster Schritt in der Strategie, ein Misserfolg mit Ansage. Staub tanzt in Böen über den Parkplatz. Der Hausmeister nimmt sein Mittagessen auf dem Fahrersitz seines Transporters, reagiert nervös auf jeden Vorübergehenden und man überlässt ihn sich selbst, während die Zeiger weiterschreiten. Immer noch im Takt.)
Überlegungen zur Pausengestaltung: Grundlegende Bedürfnisse stillen, ohne allzu weit aus den Abläufen aussteigen zu müssen, wissend, dass es schwierig war, erst einmal hierher zu finden. Unterwegs im Tunnel, aber die Konzentration steht auf wackeligen Beinen und es herrscht kein Mangel an Ecken und Ablenkungen, die dahinter lauern können. Dazu Baustellenfortschritte in engen Seitenstraßen und wieder geschlossene Fenster, vieler Art, weil die Welt für den Moment und seine Möglichkeiten merklich zu laut ist. Graue Tauben, graue Dächer, grauer Himmel.