Mittagswege, Supermarkt des geringsten Misstrauens, die Kräfte des Hellen und des Dunklen. Hier: Jene, die die Einkaufswagenreihen ausklinken für alle, denen es an Münzen fehlt. Und jene, die diese Befreiung wieder und wieder rückgängig machen, weil die Dinge schließlich ihre Ordnung haben müssen. Vollgestellte Gänge, ein Durcheinander an Neuangeliefertem und Überflüssigem, und immer eine Handvoll Menschen mit einer Handvoll Sachen, hektisch in den kurzen Pausenzeiten vollgepackter Wochen. (Manchmal lässt man Wartende in der Kassenschlange vor. Manchmal wird man selbst vorgelassen und fühlt sich unweigerlich hilflos in der Annahme, damit die Verpflichtung zu irgendeiner Gefälligkeit auf sich geladen zu haben, die einen zu unpassender Gelegenheit wieder ereilt. Schlechte Presse und hochprozentige Mischgetränke in unmittelbarer Reichweite. Vielleicht waren die Schokoriegel-Auslagen doch die bessere Wahl. Damals.)

Irgendwann konvergieren verschiedene Handlungsverläufe in einem Punkt, an dem als Synchronisationsereignis der Rechner abstürzt und einiges an Angerissenem mit sich nimmt. Dann braucht es kurzen Abstand, in den der Supermarkt des geringsten Misstrauens sein Neonlicht gießt. Die Flure und Regale sehen nach vor kurzem durchlebter Inventur aus, dafür füllen sich die Aufsteller im Eingangsbereich langsam mit Tulpen, Faschings-Accessoires und verhaltenen Anzeichen von Ostern. Ein wichtiger junger Mann telefoniert viel zu laut, die Musik aus den verborgenen Lautsprechern hat gewechselt, im Rahmen von anders, nicht von besser. Aber immerhin. (Hohe weiße Wolken, danach, über dem Parkplatz, kalter Asphalt unter den Sohlen. Gedankliches und räumliches Hüpfen von Ort zu Ort. Plötzliche Eile, weil die Erinnerung wichtige Details nach oben spült, die sonst verlorengehen könnten. Und: Hoffen, den Einstieg noch einmal zu finden, heute. Noch hat der Tag Zeit.)

Dann Mittagspause abseits. Im Supermarkt des geringsten Misstrauens herrscht weite Stille, selbst die Musik, die manchmal fest mit dem Gebäude verbaut scheint, schweigt heute. Ein junges Pärchen sortiert lustlos Äpfel und Birnen in ihren Korb, einige Meter weiter türmen sich Lebkuchen hinter welkenden Blumensträußen dem Neonblechdach entgegen. Regallücken füllen sich wieder, nur über den Preisschildern für Korn und Whiskey gähnt immer noch Leere. Der neue Verkäufer lebt von sehr zurückhaltender Freundlichkeit, die versuchtem, aber schlechtem Humor in die Quere kommt. Also packt man in den Wagen, was man hat, bezahlt und sieht zu, das Weite zu finden. (Der Wind treibt Laub und eine weiße weiche Feder über den Parkplatz. An der Ecke sitzen Schüler mit Brotbüchsen und lachen. Schatten der Stunde sind kürzer, als sie sich anfühlen.)