(Mittag, Hinterhof. Im ersten Obergeschoss hängt jemand Babykleidung auf einen Wäscheständer. Nebenan sammeln sich leere Bierflaschen vor dem Balkongitter, etwas weiter unten sortieren die Nachbarn alte Kartons und große weiße Styroporteile in die Abfalltonnen. Die Sonne hatte ihr kurzes Gastspiel im Geviert, Luft blieb davon so warm, dass man unter der Kleidung schwitzt. Bienen spielen durch flaches Grün, der Moment duftet nach Wiese, Blüten und Gras, und kurz hält sich alles Fühlen und Denken daran fest, bevor ein Telefon klingelt, die Haustür quietscht und man sich der nächsten wartenden Schritte erinnert.)
Sonne, jetzt: Für den Mittag. Mohnkuchen, wieder geschlossene Nachrichtenseiten und ein Seufzen, leise genug, die Kollegen nicht aufzuschrecken. Und den Bürohund, der nebenan hinter der offenen Tür döst. Notizen zu Ungeplantem abheften, mindestens im übertragenen Sinne, und den Blick wieder zu Geplantem zurückführen. Immer genügend Meilensteine auf Sicht, nur manchmal hinter Kurven, Bergen oder entlang anderer Straßen. Ebenfalls vermutlich nur im übertragenen Sinne. (Unten fegt der Hausmeister in dicker Kleidung Streusand aus den Resten von Schnee. Unerschrockene Büro-Insassen sitzen auf kalten Steinen und löffeln Suppe aus Pappbechern. Die Schatten sind schon wieder sehr lang.)
(Im Nebenzimmer wird laut über Code und Fehler diskutiert, aber nur eine Stimme trägt vor - und man erinnert sich, dass einer der beiden Kollegen heute Urlaub hat. Dann formen sich solche Momente, in denen der Kopf kurz Luft braucht, und irgendwann steht man in unentschlossen kühlem Sonnenwetter auf leerer Straße, hat einen Windhauch im Gesicht, der nach Reise und Ferne und Norditalien duftet, und muss kurz durchatmen, um Zeit und Ort wieder übereinander zu bekommen. Am Eck wird der Rest des Gerüstes abgebaut, ein gut gelaunter Hausmeister kratzt bunte Aufkleber von den Briefkästen neben dem Haupteingang, wie einmal jede Woche, aber einen Tag früher als sonst. Pflaumenkuchen und Mittagsstimmung unter immer noch weißem Stadthimmel.)
Früher Nachmittag, unter Sonne und Wind und mit Steinen im Schuh. Entlang des Weges zieht ein älterer mürrischer Herr seinen Wocheneinkauf in einem vollen Wagen über den Schotter und schimpft heftig auf die Welt im Allgemeinen. Vor einem abgegriffen wirkenden Supermarkt treffen sich Teenager zu Energy-Drinks und Dosenbier, auf dem Parkbeton zirkuliert mehr Verkehr als an anderen Tagen, es wird mehr rangiert, mehr gestikuliert, mehr gehupt. Eine gewisse Anspannung liegt über und in allem, aber zumindest hat der Mittag Pflaumenkuchen, und damit lässt sich vorerst arbeiten.