(Der Morgen, auch: Immer wieder jene seltsame Auswirkung spüren, die die tägliche Seele erfährt, wenn man aus den trüben Straßentiefen hoch in die Büro-Flure gefahren ist und das Licht der neuen Sonne in den Tag fluten spürt...)

Später: Auflegen, Durchatmen, Anspannung erst einmal lösen. Notizen in Form bringen, bevor die erratischen Kurven der eigenen Handschrift ihre Bedeutung unwiederbringlich verlieren. Unten auf der Straße zieht eine Grundschulklasse vor dem großen Tor vorüber, für kurze Momente fluten geballte aufgeregte Freude und ungebremstes Geplapper über den Beton, werden vielfach von den grauen Wänden zurückgeworfen, verklingen schließlich im hohen Dunst des sich aufheizenden Mittags. (Dann: Kurze Auszeit. Kuchen als anderes Ritual, bevor der Takt wieder schneller schlägt. Noch genügend Blau zwischen hier und dem Abend.) 

10am and on. In between calls, in between topics. Again, sometimes complex issues are resolved pondering something completely different with someone completely unrelated in an office kitchen. Also: The joys of merging multiple heads - and the joys of using day-to-day vocabulary in a different context that must feel utterly disturbing to people outside a very narrow crowd.

Neuer Morgen, hinter dem Weg. Eine Fahrt, schnell genug, den Nebel erster Gedanken abzuhängen und langsam zu sich und in den Tag zu kommen. Noch sind die Flure leer, aber erste Fenster schon weit geöffnet in den Stahlglasfassaden, die auf den dämmernden Innenhof blicken, das im frühen Licht glänzende Wasser, die wenigen großen Goldfische, die reglos unter der Oberfläche verharren. Am äußeren Rand der Dächer sitzt eine Reihe Tauben, schwarze Silhouetten vor der träge aufgehenden Sonne. Schwerer Baustellenverkehr lärmt in der Straße, eine hohe Linienmaschine zieht weite weiße Kurve über den blassen Himmel, in den Mailboxen sammeln sich Ergebnisse und Überbleibsel der Nacht. Noch früh genug für Kaffe. Noch früh genug für Pläne, bevor sich die Stunden selbst formen. Habt es mild heute!

8am and on. The model's still asleep, and maybe it's good not to expect responses from there at this time of day. Skipping gaps in between calls. Another coffee, a split second meditation, and speeding up again.

Wärmefehler, auch: In einem laufenden Videocall ein geteiltes Fenster anfassen, verschieben, vergrößern wollen, damit die Worte nicht umbrechen und der untere Teil des Textes nicht im ungesehenen Nirgendwo verschwindet. (Von Versuchen und Misserfolgen.)

Der Mittag: Konversationen mit einem anderen Modell, und Entropie, in gewisser Weise: Gespräche rutschen auf ein Niveau, auf dem irgendwann beide Seiten durch abenteuerliche Thesen verwirrt aussteigen - fraglich bleibt, wer den längeren Atem hat. (Vermutlich zieht den Kürzeren, wer an sich zweifeln kann.) Daneben: Mohnkuchen, Kaffee, und Luft so frisch, wie es der warme Septembersommertag erlaubt. Der Brunnen in den Höfen rauscht, Tauben des Viertels haben neue Aufenthaltsorte in der Fassade gefunden, und gegenüber streitet man sich am Kopierer sichtbar heftig über Unbekanntes. Kleine Reibungsflächen in der großen Stadt.

(Close to 8am. Sketching architectures, writing numbers next to small boxes connected by dotted lines. Second coffee and rational thinking returns, slowly. Right in time to handle the next outage that interrupts this clean flow...)