Dann löst sich auch dieser Tag wieder auf, zerfasert in nasser Dunkelheit unter unsichtbaren Bäumen, die man nur noch wahrnimmt über das Schattenspiel vor den wenigen Laternen und die zahllosen Tropfen, die beständig durch die Schichten von Laub fallen, um irgendwann auf Schiefer und Bleche zu treffen. Ärmel heruntergezogen, Kragen hochgeklappt, Nebel fühlend, aber vielleicht ist es auch nur der eigene Atem, der sich dort draußen hinter der Tür verliert. Irgendwo fauchen wilde Tiere, ein Hund bellt, gelegentlich lärmt ein Auto über die Umgehungsstraße waldwärts. Müdigkeit bekommt ihren Raum, wenn die Gedanken bereit sind, von der gewohnten Komplexität abzulassen und sich fremde Sterne vorzustellen hinter den Hüllen des hohen tiefen Schwarz. (Have a peaceful night wherever you are!)
(Erste Handgriffe nach dem Aufstehen. Noch fast ohne Licht, vielleicht in der Hoffnung, vom Morgen noch für eine Weile im eigenen frühen Durcheinander übersehen zu werden. Venus hoch am dunklen Himmel, stolze Konstellationen über ton- und schrittlosen Straße. Übliches Ringen mit den Maschinen, übliches Schulterzucken. Oft führt erst der zweite Anlauf zu so etwas wie Erfolg. In den Höfen versuchen die Gesänge gleich zweier Wecker aufeinander einzuschwingen und scheitern, das Ergebnis klingt subtil verstörend. Also wieder: Kaffee kochen, Post der Nacht lesen, Auffälligkeiten suchen und alles andere nur zur Kenntnis nehmen. Wieder genügend Blau auf Sicht für mindestens zwei Tage. Kommt gut in die Woche!)
Dann wieder, des Abends wie des Morgens: Verharren am Küchenfenster. Bier statt Kaffee, nicht immer noch müde, sondern schon wieder, und sich irgendwie "zwischen den Tagen" fühlend. Die Luft ist voll von Lavendel und Basilikum auf dem Fensterbrett, dem Duft der Hinterhöfe, der offenen Balkontüren und Küchen dahinter, der Weite der Nachtluft, während letzte Reste heutiger Sonnenwärme in den weiten offenen Himmel fliehen. Fast vergangen die Dämmerung, nur noch dünn der helle Streifen, der sich wie ein Halo über die Giebel der westlichen Häuser legt. Heute herrscht kein Mangel an warmem Licht, auch wenn sich das Leben dieser Stunden wieder mehr hinter Mauern zurückzieht, Unterhaltungen wieder mehr Gemurmel werden, die Musik der Außenwelt nicht mehr den eigenen Lärm übertönt. Das Firmament mustern, Ausschau halten nach dem Blinken von Flugzeugen, oder Sternschnuppen oder jenen Objekten, die ihre einsamen Bahnen an den Grenzen zur endlosen Leere ziehen, weit außerhalb alles jemals Erreichbaren. (Eine sehr individuelle Entfernung, und eine sehr individuelle Erfahrung der eigenen Möglichkeiten und Grenzen hier und überhaupt.) Dann schlagen Mülltonnendeckel, eine Katze faucht leidenschaftlich, und der Moment erschrickt und flieht.