Merklich später: Ein Radiosprecher erzählt von Sternschnuppen und Nordlichtern, aber schon liegen wieder schwere Wolken über den schwarzgrauen Dächern. Einige Wohnungen erwachen zu spätem Montagsleben, in anderen glimmen nur die Standby-Leuchten elektronischer Geräte, wartend auf Signal und Aufmerksamkeit. Ein Hubschrauber startet, der Spätbus fährt ungebremst durch eine leere Haltestelle, in den Höfen diskutiert man die Höhen und Tiefen der jungen Woche. (Taubes Gefühl im Kiefer, langsam nachlassend. Versuche, noch ein wenig Struktur aus den Stunden der Dämmerung zu ziehen. Sich selbst zu disziplinieren. Zu lernen, systematisch, statt erratisch zu probieren. Erfolg: Ungewiss.)
Orientierung finden, wieder. Von Stadt zu den Hügeln und zurück. Spätes Licht auf belebten Flusswiesen, Menschen im Angesicht des warmen Abends, und dann die Nacht mit ihren Farben, Geräuschen, Bildern. Die Jugend der Nachbarschaft lässt die Türen in die Schlösser fallen, grüßt sich betont selbstsicher, sucht ihre eigenen Wege ins Morgen. Sterne über dem Viertel, ein Feuer in den Höfen, wieder angekommen, als wäre man nie woanders gewesen.
10pm and on. A spirit of spring running into a night breathing winter again. Smoke and headlights. And dreams made of vague shadows on a bedroom wall.
Feierabend: Teile des Stammtisches verlassen die Kneipe, leise flüsternd, laut lachend, gelegentlich Glas zusammenstoßen lassend. Die Nächte werden heller, die Tage bleiben länger. Farbe der späten Dämmerung über den Giebeln passt zur Farbe der Bilder, die nebenan auf dem Fernseher flimmern. Fast überlebensgroß wirken die Figuren vertraut, Szene und Stimmung nicht. Die Räume darunter sind grell erleuchtet, wie immer um diese Stunde. Aber das Zelt verschwand aus dem Wohnzimmer, schaffte Platz für eine große Puppe aus Draht mit einer dunklen Mütze auf dem stilisierten Kopf, und vermutlich finden sich so viele abwegige Faszinazionen und Zeitvertreibe wie Menschen nicht nur in dieser Stadt. (Irrlichternde Gedanken, Warten auf die Fledermäuse oder die Sterne oder den Mond.)
Halbmond und Standby-Glimmen. Gegenüber ruhen die Wohnungen schon, auf der anderen Seite des Hauses werden die Balkongespräche allmählich leiser. Schatten irren über alte Mauern. Irgendwo spielt man noch Tischtennis, begleitet von gelegentlichem Lachen, aber den Klängen nach zu urteilen ist der Großteil der Zeit doch eher einer leise schimpfenden Fahndung nach dem Ball in Gras und Busch gewidmet. Was man eben so tut, die Nacht hinauszögern.