Und dann verfliegen die Bilder des Sonntags mit der Abendluft. Über der Stadt haben die dünnen Wolken längst einen tiefen weichen Himmel freigegeben, auf dem alte und neue Sterne Konstellationen, Muster formen, zu denen Augen und Seele noch keine Namen haben. Von hinter den Häusern treibt harter Techno-Bass durch das Viertel, lauter und näher immer dann, wenn es dem Wind beliebt. Gegenüber belädt der Montagspendler den Kombi. Zwei Jugendliche sitzen vor der Bushaltestelle auf dem Bürgersteig und trinken in kühler Nacht. Noch nicht jeder hat seinen Traum für heute gefunden, nicht jeder hält ihn fest.

Einige Zeit später: Dichte Nacht über allem, erhellte Wohnungen gegenüber, noch ein Anlauf, dem Herbst einen weiteren Sommerabend abzuringen. Junge Menschen sitzen auf den Fensterbrettern, vier Geschosse über der Straße, rauchen, lassen die Beine baumeln. Im Hintergrund poltert Musik, übertönt durch vielstimmiges Kichern und Lachen und seine Echos zwischen den Fassaden. Die eigenen Räume liegen schon in Stille, haben ihre Lichter längst losgelassen, und noch für einige Augenblicke fliegen die Wahrnehmungen schlafloser Welt, schlafloser Stadt durch die kühle Luft, während schon viel Traum in allem zu fühlen ist, die Bilder immer vager, abwegiger, phantastischer werden. (Geschichten imaginärer Reisen unter wieder sternlosem Firmament.)

Irgendwann schließlich verklingt ein weiterer voller Tag. Späte Dusche, das Wasser zu kalt, zu heiß, lässt den Staub der Stunden unberührt zurück, vertreibt nur das Schläfrige, nicht das Müde. Was bleibt, ist ein plötzliches Ringen mit schlechten Angewohnheiten, alten Geistern, kurzen Momenten von Euphorie, den alten dunklen Ängsten vor Nichts und doch Vielem und auch sich selbst. Fensterlose Bäder lassen die Realität konstant trübe bleiben, tags wie nachts. Irgendwo weiter unten läuft Wasser ins Waschbecken, die Musik dazu ist belanglos wie immer, keine Nachrichten, keine Stimmen. Dann schlägt eine Uhr, anderswo hinter den Wänden, das atemlose Zählen blickt vorsichtig hin gen Mitternacht, gen neuem Morgen. (Zeit, den Dingen für heute Ruhe zu offerieren.- darauf hoffend, dass diese Gabe ankommt.)