Etliches an Strecke und Stunden weiter liegt vor der Kneipe ein grüner Teppich auf dem Bürgersteig, durchweicht nach dem Tag, dekoriert mit schmutzigen Fußabdrücken und gesäumt von echten, falschen Pflanzen und Pappaufstellern mit Sonderangeboten. Ein Scheinwerfer blendet bis weit in die Straße. Anders als sonst, ungewohnt und unwirklich. Dafür ist die Musik stiller, und die vertrauten Gesichter der Nachbarschaft haben auch schon ihren heutigen Weg in eigene Wände gefunden. So ruhen leere Tische hinter der halb geöffneten Tür, wartend auf jemanden, der wohl heute nicht mehr kommt. (Dafür rollt noch ein Bus durch Kreuzung und Haltestelle, zieht spurbreite Wellen durch die größer werdenden Pfützen. Gegenüber wird das Schlafzimmerlicht gedimmt. Geschichten am Bettrand, immer kurz vor dem Schlaf.)

Der Abend vergeht in schummrigem Licht. Kleine Augen vor großen Bildschirmen, viel Tag in den geistigen Knochen, viel Tag und Woche noch voraus. Noch einmal Struktur in Dinge bringen, noch einmal Unebenheiten begradigen, zumindest ein paar jener Fallstricke beseitigen, die einen sonst kopfüber und hart in den neuen Morgen stolpern lassen. Böige Winde klappern mit Schindeln und werfen dann und wann Mülltonnen um. Jemand spielt Klavier, versucht sich an einem ambitionierten Werk, mit durchwachsenem Erfolg. (Noch einmal strecken, nach der Decke greifen, versuchen, das Verspannte von sich zu bannen, und ebenfalls scheitern. Also bleibt zu beobachten, wem das heutige Dunkel gehören wird: Nervosität oder Müdigkeit? Momente, in denen Dinge spannend bleiben, man aber nicht wetten würde...)

10pm and on. Changing focus. Losing focus. Amazed to see the many new faces behind old windows, as the facades along the road turn brighter again in these long nights. Roofs bathed in cold light, wet glitter on the roads even while this day hasn't seen real rain. (Watching. Waiting. Moving shadows below. Fragments of early sleep in everything.)

Es geht auf Mitternacht zu, durch die Stadt treibt eine fast körperlich fühlbare Stille. Andere Straßen. Beton und Gleise im urbanen Niemandsland, verlassen um diese Zeit und leer. Eine Bahn zieht pfeifend vorüber, nur Sekunden liegen zwischen dem ersten Moment in ihren Scheinwerfern und dem Verklingen der sich entfernenden Räder auf den Gleisen. Schranken, Ampeln, rote Signale. Unförmige Schatten auf dem Asphalt. Gänsehaut, kalt auf dem Rücken, während die Wahrnehmung und das Gefühl die Realität übertönen. (Man findet schnell den Rückzug ins eigene Viertel. Dorthin, wo die Studenten im offenen Erker den Freitag feiern, wo der Rauch von Kohlen und Zigaretten in der Luft liegen und der Tag einen behüteteren Nachhall zurücklassen kann. Alte und neue Geistesgeschichten, Oktobernebel im Haar.)

Schließlich: Speichern. Ablegen. Löschen. Herunterfahren. Stunden entglitten, einige Fragmente blieben zurück. Die Augen schließen, vorerst kurz. Nacken massieren, schmerzhaft strecken, mit der eigenen schrägen Haltung hadern für einige Augenblicke. Hinter der Wand brüllt der Fernseher, unten wird auf dem Balkon hörbar telefoniert und geraucht. Weit hinter der Grenze der Dunkelheit, Mond irgendwo hinter den Bäumen, auch die Sterne zögern noch. In der Straße lachen Stimmen an einem Auto, die Katze schnürt durch die Räume und folgt ihrer abendlichen Unruhe. Es wird wieder spät, zumindest relativ. (Einige Fragen bleiben immer unbeantwortet, einige Antworten immer ungeschrieben. Für jene, die in Erinnerung bleiben, wird morgen Zeit bleiben.)