The early city. Infrastructure, quietness and everything slowly moving on again. // 📷 366skies
Mit den Stunden wurde aus Morgen wieder Heute. Die Routine vergaß, am Abend den Wecker abzustellen, aber Nacht endete früh genug, Versäumtes zu korrigieren. Danach blieb Ruhen statt Schlafen und irgendwann wird es immer wieder langsam hell. Neuer Schnee über der Welt, unsicher, ob tatsächlich oder nur ein Rest von Traum. Krähen hinter den Dächern. Fenster öffnen und schließen schnell wieder. Unten plätschert das Wasser in der Wanne, gelegentlich ertönt ein Summen, ein leises Seufzen. Erste Schritte, wie immer barfuß. Erstes bewussteres Atmen, in das man sich kurz fallen lässt, einen Augenblick verweilt. Ein vorsichtiges Lächeln, zum Spiegelselbst und der grauen Stadt. Einfach so. Habt es mild heute!
Ein kurzer Film ohne Pausen und Schnitte: Bett, Schlaf, Nacht über den Dächern, Küche. Geöffnete Fenster, frühe Kälte, ein langes Schweigen über allem. Erster Kaffee, davor möglichst nicht denken, nicht hören, nicht sehen, nur atmen. Etagen weiter unten fallen Schlüssel auf die steinernen Treppen, ein leises Schimpfen folgt, beides verhallt schnell zwischen Wänden und Türen. Dann: Maschinen in Gang bringen. Kennwörter und sonstige Formeln flüstern. Beobachten, wie die Strukturen sich verändern, sich in ihren gewohnten Dienst fügen. Erste Schritte gehen, wie auf einem dünnen Seil, durch Nebel, der nur langsam weicht. Habt es mild heute!
Ein Morgen ein unruhiger Geist und langes Zwielicht. Höfe erwachen in den Stimmen von Vögeln und Kindern, irgendwo spielt ein Wecker Xylophon, ausdauernd und unbeachtet; die Stadt jenseits der Häuserwand ist stiller als gewohnt. Dieser Tag fordert nichts, die innere Taktung schon, und so entwindet man sich irgendwann Decken und Kissen, gähnt in die reglose Leere, zwinkert nochmal der Dunkelheit zu, wie sie sich in Ecken und Fugen zurückzieht. Kaffee, Brötchen und der Luxus einer Abweichung von Regelmäßigkeit, also. Dazu eine Kerze. Für die Wärme. Habt es mild heute!
Nur unwesentlich weiter auf dem Lauf des Jahres steht man im Hinterhof, atmet morgendliche Feuchtigkeit und blinzelt in den rostigdunklen Himmel, aus dem in loser Folge kleine Tropfen fallen. Gespenster spuken durch die Äste der Tanne, nebenan öffnet und schließt die große Pforte, lässt kurz und etwas stärker den Klang der dahinter erwachenden Stadt zwischen die dunklen Mauern dringen. (Treppenhaus, ohne Licht, wie verschämt, ungesehen zu bleiben. Das Radio findet keine passenden Töne, stört heute trotzdem weniger als sonst. Erster Kaffee, noch vor dem Aufbruch. Schrift auf dem Bildschirm größer stellen. Über die Grenzen des Selbst sinnieren. Seufzen. Den Tag umarmen, ganz vorsichtig. Habt es mild heute!)