Und wieder Dämmerung, Frost und verschiedene Arten von Nebel. Unterbewusst der Schlag von Kirchglocken, die Kinder der Nachbarhäuser sind längst wach, während ihre Eltern noch Schlaf und Traum vortäuschen. Weit vor dem ersten Kaffee, Erinnerungen nachhängend, Pläne schmiedend auf Probe und doch sehr genau um die eigenen Möglichkeiten, Grenzen, Kräfte wissend. Aber der Vorsatz schadet wohl nicht. Habt es mild heute. 

Dann packt man die Träume zurück in die Schublade, eilig, aber vorsichtig genug, dass sie möglichst wenig Schaden nehmen. Taschen füllen für den Tag, Schönes zum Wichtigen legen, und dann den Bürgersteig, den kalten Beton, den dauergrauen Dreck unter den Sohlen spüren, auf dem Weg durch die anderen Erwachenden, durch die Unbestimmtheit des Augenblicks, durch die Zeit, in der die Seele noch nicht vollständig präsent ist. Bustüren. Bahnhaltestellen. Themenlose Unterhaltungen, Thermosbecher. Eine Armlänge weiter die vorbeiziehende Stadt. Und wieder: Zu sich kommen. Habt es mild heute!

(Spuren gegangener Wege. Wind auf den Händen, Frost an den Beinen. Ringsum kratzen Besen über Stein und Eis, die ersten Unruhigen brechen schon wieder auf. Kurs suchen, Kurs halten.)

Fußabdrücke, gefroren in dünnem Schnee.

📷 lost-in-moments 

Früher Morgen, aber anders. Wecker durfte schweigen, auch wenn die Blicke trotzdem jede Stunde über die Ziffern glitten, der Schlaf sich nicht so recht lösen könnte vom Konzept dahinrinnender Zeit. Unten rennen kleine Schritte durch den Flur, junge Stimmen singen Lieder, deren Texte im Nebel verschwimmen, aber die Melodien sind immer noch gegenwärtig und rühren an Erinnerungen fast so alt wie man selbst. Stadtkaltes Wasser im Gesicht. Skeptischer Augenkontakt mit sich selbst, ehrlicher Spiegel, und ein leises Seufzen. Knapp vor dem ersten Kaffee, die Dinge finden sich noch. Habt es mild heute!