Der Abend begann. Auch Tage im anderen Takt verfliegen schließlich in gedankenloser Müdigkeit. Aus der Nachbarwohnung tönen immer noch oder schon wieder Geräusche durch Wand und Stille, bleiben schwer zu deuten. Der eigene vorbelastete Geist zieht seine Schlüsse und füllt Informationslücken, ab einem gewissen Punkt konzentriert man sich auf die dunkle Welt außerhalb der eigenen Fassade und erkennt nur Momente später die Mehrdeutigkeit solcher Betrachtungen. Vor der neuen Kneipe parken Autos in zweiter Reihe, Musik dröhnt aus der offenen Tür, Spotlights und Disco-Kugeln blinken. Keine bekannten Gesichter, keine vertrauten Stimmen. (Auch: Nicht der Versuchung widerstehen können, an losen Enden zu rühren. Die Grenze zwischen Heimbüro und Heim ist immer fließend. Und die Träume sind geduldig.)
Different streets same light.
Später: Dinge nehmen Form an, ohne dass man viel dazu beiträgt. Also tut man die Kleinigkeiten, die man kann, kocht Kaffee und kühlt Flaschen. Und schämt sich insgeheim, dann und wann, dass man eher mit dem Kopf als mit den Händen zu arbeiten gewohnt ist. Darüber wird es Nachmittag, unruhige Wolken rasen über unruhige Himmel, ein Radio plappert vor sich hin, Schatten wandern und der Tag altert und reift. (Dann zieht man sich kurz zurück, weil einen die ungewohnten Interaktionen mehr Energie kosten, als man erwartet hätte.)
Viel später: Die Gärten schlafen, die Straßen längst auch, nur vereinzelt feiern noch Jugendliche die Weite und Freiheit der Nacht. Über uralten Gassen schlagen uralte Glocken, ein abnehmender Mond hängt schwer in den Bäumen des Parks. Träge sind die Schritte geworden, müde der Geist. Ein Tag verhallt, die Elbe fließt nordwärts, alte und neue Geschichten verklingen. In den anderen Höfen niest jemand heftig. Eine andere Stadt sucht ihre nächsten Träume.
Draußen: Vögel füttern, und die Mäuse, die sich durch die Behälter fressen. Kamera drehen, um des Nachts zu lernen, ob jemand in den Erdlöchern im Hochbeet wohnt. Immer noch Blüten auf dichtem Grün, immer noch neue Früchte an fast allen Zweigen. Der Rumtopf bekommt Duft, Fülle, Geschmack. Draußen zieht dünner Regen über Wiese und Büsche, der Nachmittag ist trüb, die Woche gerade fern.