Irgendwann hat das Wetter gewisse Entscheidungen getroffen. Seit dem Nachmittag zieht Regen um die Häuser und durch die vielen abseitigen Gebiete, in denen Menschen nur schlafen, die Wege meist leer, die Parkplätze immer voll sind. Graues Hotel an grauem Platz, im Vorübergehen. Das große Schild über der Tür blinkt in zwei Buchstaben unregelmäßig. Hinter Glas sitzt ein gelangweilter Rezeptionist und spielt mir seinem Telefon. An der Haltestelle neben dem Eingang tauscht ein junges Paar harsche Worte in dem, was wie der Ausklang gemeinsamer Zeit wirkt, zumindest hier. Zwischen gebrochenen Dachrinne und dem groben Asphalt steht ein harter Faden aus Tropfen, an der Ecke trägt der alte Herr vom Asia-Imbiss seine Tische in den Laden. Herbst duftet anders als Sommer, wenn er mit Wasser in Berührung kommt. Insbesondere abends.

Schließlich dürfen die Lichter wieder ruhen. Trüber Nachthimmel, die Straße liegt still, an die dunklen Wohnungen auf Augenhöhe ist man fast gewöhnt. Irgendwo im Haus hört man verhaltene Geräusche, und im Hof gehen die Katzen des Viertels um. In der Kneipe flackert noch blaugrünes Licht. Der Samstag ist entschlossen, tonlos und unaufgeregt zu verhallen, aber trotzdem findet sich Rückzug für jene, die dem Heute noch ein paar freundliche Bilder abringen wollen oder denen der Weg nach Hause derzeit noch suspekt ist. So wird es spät, und jeder schreibt seine Geschichten in sich verloren weiter.

Es wird Abend. Minute um Minute, Stunde und Stunde, und längst wieder fest umschlossen in Dunkelheit. Ein wenig Licht hatte der Tag, ein wenig schwere Schatten an der Grenze zum Regen, und genügend Verschiedenes dazwischen, um Bilder in zahllosen Nuancen zu schraffieren und in der Tiefe des eigenen Vokabulars nach weniger abgegriffenen Adjektiven zu suchen. Jetzt kehrt Feierabendruhe ein im Haus, der Schein der Arbeitsmonitore weicht dem Schein der Fernseher, gegenüber tanzen unscharfe Charaktere hinter beschlagenen Küchenfenstern, hier und da flackert eine verstohlene Kerze. Wer noch Inspiration und Kraft hat, fegt zusammen, was vom Donnerstag zu Boden fiel, und formt daraus unbeschreibliche, fantastische Kreationen, kühl schimmernd, erhaben und doch fragil genug, spätestens nach Mitternacht mit den Böen des Herbstes im Mondlicht zu verwehen. (Inzwischen erlöschen unten die Scheinwerfer eines parkenden Autos, einige Geister fliehen, etwas blauer Schimmer der Kneipe gewinnt die Oberhand über das matte Pflaster. Balkontüren quietschen nebenan, ein Feuerzeug flackert und jede Sekunde hat ihre ureigene Coleur inmitten neuer Nacht...)

Saturday and close to 10pm. Not sure where the evening went. Or the day, for that matter. Sounds of a distant fireworks, sounds of the city kids hanging out on the parking lot again. A scent of charcoal in the chilling air, and a giggle on the huge terrace above the houses. All feels amplified, distorted, weird seen and heard through the veil of early sleep. (Moving on, slowly, but unsure of which direction is heading for the morning the easy way.)

(Dann: Abbremsen. Nachdem das Tempo seit dem Morgen konstant blieb, konstant und hoch. Dem silbernen Punkt am Himmel folgen, über Triebwerke und Flughäfen sinnieren. Rom liegt nicht in dieser Richtung. Auch hängt die Futterglocke schief, haben Spatzen und Meisen die Köpfe der Gartensonnenblumen abgeerntet und wenden sich wieder anderen Körnern zu. Daneben Feierabendbier, zwischen den Sträuchern, während die Sonne langsam außer Sicht gerät. Kühle kriecht in das Hoodie, der Puls wird träger, und dem Strom von Bildern und Gedanken folgt eine seltsame Wortlosigkeit. Wieder ein Ankommen. Wie ein anderes Selbst, das des Morgens und das des Abends.)