Dann wieder, des Abends wie des Morgens: Verharren am Küchenfenster. Bier statt Kaffee, nicht immer noch müde, sondern schon wieder, und sich irgendwie "zwischen den Tagen" fühlend. Die Luft ist voll von Lavendel und Basilikum auf dem Fensterbrett, dem Duft der Hinterhöfe, der offenen Balkontüren und Küchen dahinter, der Weite der Nachtluft, während letzte  Reste heutiger Sonnenwärme in den weiten offenen Himmel fliehen. Fast vergangen die Dämmerung, nur noch dünn der helle Streifen, der sich wie ein Halo über die Giebel der westlichen Häuser legt. Heute herrscht kein Mangel an warmem Licht, auch wenn sich das Leben dieser Stunden wieder mehr hinter Mauern zurückzieht, Unterhaltungen wieder mehr Gemurmel werden, die Musik der Außenwelt nicht mehr den eigenen Lärm übertönt. Das Firmament mustern, Ausschau halten nach dem Blinken von Flugzeugen, oder Sternschnuppen oder jenen Objekten, die ihre einsamen Bahnen an den Grenzen zur endlosen Leere ziehen, weit außerhalb alles jemals Erreichbaren. (Eine sehr individuelle Entfernung, und eine sehr individuelle Erfahrung der eigenen Möglichkeiten und Grenzen hier und überhaupt.) Dann schlagen Mülltonnendeckel, eine Katze faucht leidenschaftlich, und der Moment erschrickt und flieht.

Close to 9pm. Bottle's still filled but it's just water for the day. Somehow, evening managed to cool down even more, still reluctant to consider rain though. An airplane taking off in the distance, the familiar sound of the engines, coming from everywhere and nowhere in particular. Windows opening to the backyards, the family next door getting together for a late dinner. There's music, there are chants akin to a prayer, words unheard, mood just vaguely captured. (Listening in a distant contemplation, without understanding. Trying to steer clear of the late days edges. Everything being a bit vague and hazy tonight.) 

Irgendwann bleibt Zimmerwärme, zur unrunden Stunde im Heimbüro, um die Quadratur des Kreises zu üben: Lösen von vollen Aufgabenlisten bei gleichzeitigem Aufräumen der letzten Steine, die entlang metaphorisch holpriger Straßen vom Wagen gefallen sind. Noch einmal versuchter Fokus, durch den vorsichtig der Abend im Viertel dringt: Lampion-Ketten und große Kerzen auf einer der Terrassen. Kaum Wind in den Baumwipfeln. Irgendwo zwischen dem Hofgrün und den Mülltonnen holpert Bass aus unsichtbaren Lautsprechern, andere Instrumente fehlen scheinbar ebenso wie die Präsenz von Menschen, die daran Gefallen finden. Vom Fluss her duftet es nach Wiesen und Wasser. Noch keine Spur von Regen, noch gefällt sich der Sommer als Gast milder Nächte, auch wenn er immer weiter vor Geisterstunde die Lust verliert. (Der Augenblick, in dem klare Gedanken sich in ersten Träume verhaken. Der Augenblick, in dem man dem Tag nichts mehr schuldet.)

Wieder unterwegs: Zeitlose Stunde ohne Halt und Anker. Abendverkehr holpert über die alte Straße, gegenüber fahren zwei Jugendliche auf einem Elektroroller unter lautem Jubel viel zu schnell stadteinwärts. Knochige Äste hängen von der Mauer, zeichnen dürre schwarze Schatten in den aufsteigenden Abend. Jemand übt Bassgitarre, mit mehr Hingabe als Talent. Eine andere Nachbarschaft sitzt zwischen den Häusern um ein kleines Feuer. Nur noch einige schnelle Randnotizen an der heutigen Seite, vor neuerlichem Weiterblättern. 

Ausklang. Wärme des Tages floh im auffrischenden Wind, der lang um die Häuser rannte, an Fenstern rüttelte und Türen zuwarf. In den Fluren steht längt späte Dämmerung und wartet auf ihren Auftritt. Gegenüber erhellen wieder bunte Bilder den Raum, der riesige Bildschirm strahlt Farben und Muster, aber das lang gewohnte Flimmern fehlt und lässt den Anblick künstlich und kalt erscheinen. Unten wandelt ein junges Pärchen mit zwei Hunden, auf fast leerer Straße, sich selbst und einander genug; Koffer werden aus einem Taxi gehoben, die Kerzenflamme tanzt und es wird ein wenig mehr Nacht unter frühen Sternen.

Dann ist es fast wieder Abend geworden, wieder etwas früher als die Tage vorher. Noch vibriert die Luft von laufenden Ventilatoren, langsam erst kühlt die Infrastruktur aus, werden die Räume ums Heimbüro wieder mehr Heim und weniger Büro. Nebenan krachen Türen, so dass die Wände erzittern - entweder diskutiert das junge Pärchen seinen Alltag, oder ein wilder Herbstwind geht um unter jenem Teil des Daches. Ein Bus rollt über die nasse Kreuzung, zieht Spuren welligen Lichtes hinter sich her, sammelt einige späte Pendler mit schweren Taschen an der Haltestelle auf und verschwindet blinkend dort, wo Straße, Laternen und Häuser mit Dunst und Dunkelheit verschmelzen. Sichtbereich, Wahrnehmung beschränkt auf die unmittelbare Umgebung, ihre Fenster, ihre Terrassen und Balkone, und darunter die graugrüne Bäume der Höfe. Enger als sonst, aber völlig ausreichend für jetzt.