10am. Elsewhere. Different villages, different houses. A few people rushing for the late mass but these places feel quiet in an uncomfortable way. The pulse of the cities seems to lure off anyone not well-anchored here, and the reasons to stay are diminishing. Droplets of nights rain on yellow blossoms. Traces of a mole, small piles of heavy brown ground in an otherwise exactly cut garden lawn. An other kind of life reclaiming space.
(Anderer Tag, selbe Sonne. Goldrute und rostige Gitter zwischen Leitplanken. Straßenstaub tanzt mit den Böen. Kein Zeitgefühl. Immer zu viele Nachrichten, zu viele verschiedene Bezugsrahmen. Überall Grenzen, überall eigene Welten.)
Volksfest zwischen Städten, dort, wo der ehrwürdige Gasthof seit Jahrzehnten verfällt und grelle Poster Kompetenz statt Ideologie einfordern. Weiße Bierzelte quer über den Platz. Der Kneipenwirt aus dem Nachbardorf steht hinter einer Batterie von Grills in praller Sonne, Schweiß glänzt auf dem nackten Oberkörper. Man muss nicht viel hören, um die Musik zu erkennen, und irgendjemand parkt immer den alten Trabant neben den Feiernden, ohne Dach, tarngrün und mit NVA-Enblem auf der Tür. Man muss nicht lang verweilen, sich unwohl zu fühlen. Und so fährt man vorüber, weiter durch den heißen Tag, unsicher über die Welt, sich selbst und die eigenen Vorurteile.
Geschichten und Geschichte. Verschiedene Lebenslinien, manche schneiden die eigene, manche sind so weitläufig, dass von Nähe nicht zu sprechen ist. Heimat im Ort als das Gespräch über den Gartenzaun, aber irgendwann stehen andere Menschen auf der anderen Seite und irgendwann wird auch der Zaun ein anderer, lässt desorientiert und ohne Anknüpfungspunkte zurück. Eine gleichermaßen beklemmende und befreiende Einsicht.
Weiter oben, in den Weinbergen: Obstkuchen von altem Geschirr. Dazu Scheurebe. Die Gläser beschlagen, Wind streift durch Blumen. Stadt am Horizont, Kirchtürme, Schornsteine. Zum Greifen nah, trotzdem unhörbar fern. Es gibt schlechtere Orte, nicht nur für diese Zeit.