(Reglose Straßen, soweit die Augen blicken können. Ein Bus in der Haltestelle, Motor verstummt. Anachronistischer Fahrer blättert umständlich durch eine große Zeitung, während über leeren Sitzen die Lichter flackern. Geschlossene Türen. Schwarz, gelb. Heute kommt niemand mehr an, heute will niemand mehr weg hier.)

Erheblich viel später findet man zurück ins eigene Viertel, entlang von Grundstücksgrenzen, wildem Gebüsch, verrosteten Zäunen. Irgendwo im Grau streifen Taschenlampen über Asphalt, Beton, Fensterscheiben. Eine Katze faucht, Metall klappert, Glas bricht. Auf dem Parkplatz tropfen schwere Bässe aus einer halb geöffneten Autotür, die nähere Umgebung wehrt sich gegen einen Hauch von Zigarettte, Amaturenbrett und Lufterfrischer, während zwei Stimmen halblaut in einem Gespräch ohne Richtung und Ziel untertauchen. Keine Sterne, stattdessen tanzende Lichtmuster auf der Wolkendecke, reglos, geisterhaft. Irgendwann schließt man wieder die eigene Tür, lässt alles, was es an Gedanken nicht braucht, zurück im Treppenhaus, atmet durch. Und spürt die eigene Müdigkeit, auf allem, in allem. Es ist wieder Zeit. Have a calm night wherever you are.

(And then there's a temporary silence and a drifting away and a doorbell at the wrong moment and all to remain is a pulse racing and an indefinite in-between, both temporal and spatial.)

Schließlich wieder Abend genug. Regen über dem Viertel, das gewohnte, beruhigende Trommeln auf dem Vordach und den Schiefern, auf parkenden Autos und der Straße weit unten. Irgendwo rufen sich eine Frauenstimme und eine Männerstimme Worte zu, der Klang bleibt, die Inhalte verschwimmen mit dem allgemeinen Rauschen. Eine Gruppe von Teenagern wartet in der Haltestelle auf alles und nichts, verweilt noch dort, als der Bus schon lang wieder in der nächsten Kreuzung verschwunden ist. Halb bewusst, daneben: Durch die Kiste Mit Den Dingen graben, ein Notizbuch suchen, alte Konzerttickets finden, Kugelschreiber von irgendwann, schwarzsilbrige Aufkleber, eine fast auseinandergefallene Zigarette, abgegriffene Postkarten mit der eigenen Handschrift, auf halbem Weg unterbrochen, dort verstaut. Alles einmal umfassen, mit den Händen und der Seele. Und wieder sicher verwahren, warum auch immer. Musik spielt weiter, schlägt andere Pfade ein, wird unterbrochen, lässt summende, leere Stille zurück. Diese Minuten brauchen nicht mehr. (Have a pleasant night wherever you are...)

Spät am Abend: Extrarunden. Liegengebliebenes, Unfertiges. Neue Systeme, alte Herausforderungen. Und andersherum. Längst herrscht wieder Stille in der gewohnten Nachbarschaft. Man übt Klarinette hinter den Höfen, irgendwo klappern kurz Teller, bevor eine ruppige Stimme hörbar wird und sich Fenster schließen. Ein Bus fährt aus der Haltestelle, lässt eine Gruppe junger Menschen mit riesigen Rucksäcken zurück, die eine Weile ratlos auf Straße, Kreuzung und ihre blass scheinenden Displays starren und dann stadtwärts außer Sichtweite verschwinden.  Klare Weite über den Dächern, einzelne Sterne im endlosen Schwarz. Und es wird spürbar kalt. (Have a calm night wherever you are.)