Nah an Mitternacht. Leere Straßen, leere Bahnen. Ein müder Radkurier fährt noch einmal Gerichte in einer orangefarbenen Kiste nach auswärts. In den hohen Luxuswohnungen wabert künstliches Licht, neben der Haltestelle sammeln sich die ersten Bewohner der Dunkelheit und irgendwie lebt das Viertel immer unentschlossener zwischen altem und neuem Selbst. Wenig weiter: Blick über das Tal zu den Hügeln, fast schwarzer Himmel und überall Sterne. Selbst die Quartiere der Stadt nehmen sich klein und schüchtern darunter aus. (Geschichte von fernen Inseln und ihren seltsamen Bewohnern.)

Irgendwann versiegt die Aufmerksamkeit, Stimme wird kratzig und rauh von Worten und vom Lachen. Dann zieht ein bleicher Lichtkegel durch leeres Land, streift träge fallende Blätter und Buschgespenster im Dickicht neben der Straße. Ein grauroter Fuchs kreuzt den Weg, starrt einen Moment gebannt in die Scheinwerfer, verschwindet schließlich zwischen den Bäumen. Hinter der nächsten Kurve liegen die hellen Punkte und Umrisse einer anderen Stadt in anderen Hügeln, hohe Schornsteine ragen über alte Industrieviertel. Alles trägt ein wenig Vergangenheit, die sichtbarer wird in jenen Stunden müder Sinne und wackeligen Verstandes. Bewusst und schlaflos. Weit nach Mitternacht.