Mittag, halb geöffnete Fenster: Sonne nur noch knapp über den flachen Dächern. Lange Schatten, trotzdem noch ein wenig Wärme auf der Haut und den Sinnen. Gegenüber kehrt die Bürobelegschaft fast geschlossen aus der Pause zurück, eine Flut dunkler Gestalten wogt an der Terrassentür vorbei und verliert sich in den Zimmern hinter Monitoren und Schreibtischen. Später Kuchen, ignorierte Vorsätze, nochmal Kaffee in der Beobachtungen, heute viel mehr davon lauwarm weggeschüttet als tatsächlich getrunken zu haben. Und Warteschleife, nächste Etappe. Geschichten von Langeweile und Atempausen.
(Montag, auch: Supermarkt des geringsten Misstrauens, um gerissene Lücken aufzufüllen, und um einige Schritte aus der Enge heimischer Bürowirklichkeit zu tun. Kopfhörer unter der Kapuze. Wunsch nach Abstand, spärliche Kommunikation über Blicke, auch weil um diese Zeit hier niemand ist, mit dem man wirklich kommunizieren mag. Banale Dinge in den Wagen packen. Wege durch vollgestellte Gänge finden, sich in den Gedanken an Provisorien verlieren, an Vorübergehendes, das zum Dauerzustand wird. Immer die Hälfte vergessen. Und nach den Wolken starren, draußen, wieder mit dem Asphalt der Straße unter den Sohlen. Kurz genug weg, schnell genug wieder zurück.)
Später Mittag, zwischen den nahen Häusern. Wieder unter dunkler Kapuze. Wegen Sonne. Und Wind. Und überhaupt Stimmung. Etwa: Die Selbstverständlichkeit, immer und überall Rücksicht zu üben versuchen und das dankbar aufgenommen zu spüren. Nicht im Hoffen auf Gleiches, dann und wann, aber mitunter trotzdem enttäuscht von der Realität in anderen Lagen. Linien finden auf vollen Bürgersteigen, sich an die Schatten halten, so konzentriert wie eben möglich. Aus dem unscharfen Treiben von Zielen und Aufgaben die akut nächsten herausfischen, während der Bus eine unfassbar große Horde von Schulkindern freilässt, die bunt und durcheinander um alles herumwogen und im nächsten Augenblick verschwunden sind. Schirme und Stühle der Kneipe klappern in einer Böe. Immer noch Spätsommerherbst in den Farben.
Mental mode: Installing an old copy of Netscape Navigator to browse old web pages in the Wayback Machine. Not because they used to be great - actually most of them sucked. But rather because they stand for an old 'net that stood for an old world, missed then and now.
Zwischen neuen Wolken fühlt sich der Mittag anders grau und verpeilt an. Im Nebenhaus sind Handwerker zugange, mit schwerem Gerät laute Dinge an den Stahlgerippen der Balkone zu tun. Das junge Paar aus dem Erdgeschoss trägt die Rennräder auf den Bürgersteig, rückt Brillen und Helme zurecht, verschwindet stadtwärts schneller, als die Augen folgen können. Im Supermarkt des geringsten Misstrauens feiern Angestellte die zurückgekehrten Urlauber, eine Ahnung von Inseln und Strand hallt mit angeregten Gesprächen durch ansonsten weitestgehend leere Gänge. Weißbier auf einem gesonderten Warenträger, etwas abseits des gewohnten Sortiments. Und Herbstblumen in Kunststoff-Folie, die sich mühen, unter dem kalten Neonhimmel mehr als nur einen bedauernswerten Anblick zu bieten. (Pause, nurmehr als vorübergehender Tausch von Eingangssignalen. Immer noch halb im Kalender: Zwei Felder vor, eine Karte ziehen, nicht aussetzen.)