(Planung, Vorsätze, zufällige Lücken. Viel Tag passiert in der Zeit zwischen festen Terminen, zu kurz, um sinnvolle Brückenarbeit zu tun, zu lang, um durchzuatmen und die fahle Sonne zu genießen. Schwerer Verkehr zwischen den Häusern, im Schrank klirren vorsichtig die Gläser. Zwei junge Männer des Ordnungsamts schlendern den Fußweg entlang und spielen mit ihren Mobilgeräten. Die Räumlichkeiten kühlen langsam wieder aus, trotzdem lüften die Maschinen heute mehr als sonst. Und manchmal merkt man auch den Staub auf den Tasten, dem Bildschirm, dem Fensterbrett mehr. Doch da entgleitet der Augenblick schon wieder in die nächste blaue Phase. Bewegungen in kleinen Sprüngen.)
Deutlich später: Immer noch Sonne entlang des Planes. Wasser statt Kaffee, weil die Stimme noch kratziger und dünner wird als sonst. Aber Kuchen, zumindest; späte Pause neben der Tastatur, die letzten Ideen systematisieren, bevor sie eine unglückliche Beute des Spätsommerwindes werden. Nebenan klebt ein lustlos wirkender Moderator Wolken und Kreise an die Tafel, unten sitzen Grundschüler mit Blöcken und Stiften am Springbrunnen, zeichnen Wellen, Häuser und Bäume. Schatten kriechen über den Tisch, Bürohund schläft zwischen den Türen, irgendwo lacht jemand. Langsam fließen die Stunden.
Früher Nachmittag, späte Pause. Gelegentlich fallen Termine in merkwürdige Zeitfenster, und dann merkt man, wie sehr sich ein bestimmter Tagestakt eingeschliffen hat, wie sehr die Konzentration an gewohnten Bruchpunkten abfällt und schließlich verschwindet . Stolpert aus dem Fahrstuhl in den Hof und über das Pflaster, sorgsam, nicht die Schatten zu verlassen, außerhalb derer sich die Stadt hell und heiß anfühlen muss. Braucht eine Weile, bis sich Ziel und Richtung wieder finden. Auszeit im Blick dutzender Tauben, die neue Lücken für sich gefunden haben. Gespräche unkonstruktiven Verlaufs, auch mit sich selbst. Nichts Neues im Betonviertel.
Einmal mehr halb durch den Tag: Schatten fangen unter aufbrechenden Himmeln. Auf dem Parkplatz durch erste Laubhaufen schlurfen, den weichen Tritt unter den Füßen spüren. An der Ecke ist ein junger Mann zugange, neue Werbung auf die hochragenden Tafeln zu kleben; im Inneren eines Transporters liegen Stapel von Postern, und mit einem großen Roller an einer Stange verteilt er lustlos und nachlässig Klebstoff auf der Wand. Wie immer grinsen schöne Gesichter aus der Ferne schöner Produktwelten in die Flucht der alternden Straße, ohne Notiz vom Leben davor nehmen zu können. Geschichten von Erwartungshaltungen, von Wünschen, von Schönem und Unnötigem liegen in der Luft, während Arbeiter nebenan die Baustelle beräumen und letzten Müll in den letzten Container werfen. (Manchmal haben auch Montage ein Gespür für Symbolik.)
Mittlerweile hat der Tag sich spürbar aufgeheizt. Späte Pause unter der Terrasse, Pflaumenkuchen und Kaffee zu Diskussionen über lose Enden. Erste Laubbläser singen auf der Straße, das Büro gegenüber öffnet Sektflaschen am Küchenfenster; Business Lunch uniform in Blauhemd und Krawatte. Ein Mobiltelefon fordert in einem Nebenzimmer Aufmerksamkeit, kurz und spitz quiekt der Ton in vielfachem Echo durch den Hof, bevor eine ungesehen Stimme beruhigend auf das Gerät einredet. (Dann finden Kalender und Aufmerksamkeit wieder zusammen. Krümel vom Shirt streichen, durchatmen. Einwählen.)