Halb durch den Tag. Entlang an jener Grenze, an der Automatisierung knapp mehr Aufwand wird, als die Aufgabe rechtfertigt - und man sich in Handarbeit wiederfindet, die dann trotzdem zeitraubend und fehleranfällig ist. Gelegentlich scheint es nur schlechte Lösungen zu geben. Aber immerhin hat der Mittag Kuchen. Zwischen Bäcker und Fahrstuhl wird der Wind eisig und nass, also beschleunigt man den Schritt, verschwindet im Schutz des grauen Betons und schließlich in den noch offenen Untiefen der heutigen Aufgaben. (Beschreibungen aktualisieren. Tickets schließen. Bemerkungen überhören, die nur Kraft kosten, aber nichts voranbringen. Noch keine Sonne bislang in den Wolken.)

Irgendwo zwischen Tür und Angel: Mittagspause unter der Tanne. Ein Schneemann mit schmutziger Möhrennase ruht hinten im Hof, erinnert an das Wochenende und lässt erahnen, dass auch die Stadtkinder ausgiebigeren Erstkontakt mit Winter hatten. Im Supermarkt des geringsten Misstrauens sind neue junge Leiharbeiter beschäftigt, Räucherkerzchen und Teelichter aus großen Kartons auf die Warenträger für saisonale Angebote zu verteilen, haben dabei einige Gänge konsequent zugestellt und lassen in ihrer Aufgabe Gründlichkeit den Vortritt vor Eile. Es stört niemanden während der unkritischen Stunden, in denen die eine Hälfte des Viertels noch arbeitet und die andere noch schläft. Vor den Türen diskutieren zwei Auszubildende Möglichkeiten längerfristiger Abwesenheiten, und an der Straße lässt der Paketbote die Klappen seines Transporters zuschlagen. Ein wenig fühlbar ist es heute, das Grau in der kalten Luft.

(Plötzlich schon halb durch den Tag. Aufschrecken aus dem Maschinarium. An der Straßenecke sammeln sich Mülltonnen und leere braune Pappkisten, ein Hund trottet vor einem gebeugt laufenden Mann her lustlos hin zum Fluss. Man sollte meinen, der Herbst könnte nicht mehr Blätter von den Bäumen ernten, doch noch immer weht vergilbtes Grün hinter den grauen Giebeln. Für einige Augenblicke brüllt eine Alarmanlage, dann schließen Türen. Kontaktversuche in Abwesenheit, der Rückruf läuft ins Leere. Keine Nachricht im Posteingang. Dafür Newsletter von klugen Menschen, die die Welt erklären. Schwanken zwischen Selbstzweifel und Frust. Nur für einen Moment. Dann hält sich die Seele wieder an der fließenden Zeit fest, und die Reise geht weiter.)

(Mittagspause, abseits, zwischen Worten und Gedanken. Versuch von Konversation und die seltsame Stimmung, die zurückbleibt in Schweigen und wenn man die Unsicherheit im eigenen Lachen hört. Gegenüber im Großraumbüro zwinkern Monitorlichter der Mitarbeiter, die ohne große Eile an ihre Plätze zurückfinden. Wolkenmuster schleichen sich durch das Sichtfeld hin zum Horizont, kein Regen, keine Sonne. Zumindest bleiben damit auch die Schatten weicher, die das Grau inmitten der Fassaden bevölkern. Termingrenzen überschritten, kurz in Hektik versunken. On and on.) 

Auflegen und Durchatmen, halb durch eng getaktete Stunden. Im Nebengang wechselt wieder die Belegschaft; ein neues Firmenschild spricht von Consulting und Visionen, und eine Schar stromlinienförmiger junger Menschen trägt große Bildschirme, Computer, Topfpflanzen in die weit geöffnete Türe und den Gang, von dessen Wand große Bilder in hellen Farben Motivationssprüche brüllen. Kampf mit den inneren Klischees und Vorurteilen - und allem, was diese eher zu bestätigen scheint. (Auch: Streuselkuchen. Und Herbstsonne, nur noch knapp über den hohen Fassaden. Baustellen wandern langsam stadtauswärts. Eine Kreissäge singt. Die Luft über dem Viertel ist klar und kalt.)