Erheblich später: Die eigenartige Müdigkeit ruhiger Tage. Reste kalten Weines, Reste von Schokolade. Geschirr wegräumen. Kerzen löschen. Gegenüber in der kahlen Wohnung treffen viele junge Menschen aufeinander, Zweck und Stimmung der Zusammenkunft lässt sich schwer erahnen, verhaltene Gestik, keine Musik dringt durch schwere Nachtstille. Die Heizung rumpelt, ohne heizen zu wollen. Eine Etage weiter unten werden Geschichten vorgelesen, ein Pizzabote rast auf schlecht beleuchtetem Fahrrad die Straße entlang hin zum Fluss. Freitagsonntagsgefühl am Donnerstagabend. Indifferent. (Have a calm night wherever you are.)

Closing in on 10pm. Different skies, different clouds, and all the phenomenons found between. There's still a certain brightness in everything, as if the city tries to preserve some late dusk to keep itself from falling asleep all too soon. Cars passing. Dogs barking. A neighbour returning home from work on an e-scooter, one of the few recent sightings of these in actual operation. Students across the street fixing electric devices on a messy kitchen table. Things to do, in just the right place. (Have a calm night wherever you are.)

Spät genug, vermutlich. Dem Abend im Haus zuhören, wie er seine Geschäftigkeit abstreift, seine Widersprüche und Streitgespräche verstummen lässt und der Lärm der Stunden sich legen darf. Unten sind die Kinder noch wach, eine fremde Stimme liest Geschichten vor, gelegentlich wird gelacht oder gegähnt. Ein paar echte Sterne knapp über dem Dachfirst, ein paar falsche Sterne aus Kunststoff, in verschiedenen Farben leuchtend oben am Gitter des letzten Balkons. Die Wiederkehr bunter Lämpchen aller Größen ist einer der Aspekte, der die voranschreitende dunkle Jahreszeit mit einer eigenen Wärme füllt. Und davon kann es vermutlich nicht genug geben. (Have a soft night everyone, wherever you are.)

7pm. Along the way. Different routes randomly chosen, at some point getting home is a matter of intuitive decisions rather than conscious planning. Steering through waves of tourists talking into their phones, pulling another jacket from the backpack to counter weather and tired chill. Early dusk, still out there.

4pm and on. Random discoveries and related annoyances. More things to keep minds busy. Ongoing conversations in all rooms, side-by-side yet hardly together. And a janitor close to the backyard pond, watching the huge still-green tree lose its first leaves for this autumn. Afternoon, ongoing.

Einiges später, zurück im Hier. Vor der Kneipe steht eine Gruppe vornehm gekleideter Frauen, rauchend in schwere Gespräche vertieft. Slawische Worte, ein rauher, aber warmer Klang treibt durch die Sätze. Bis man sich irgendwann intensiv verabschiedet und in entgegengesetzten Richtung nachtwärts verschwindet. Gegenüber sitzt der neue Nachbar am offenen Küchenfenster, wortlos, reglos in seine Lektüre vertieft. Ein Auto wird bepackt, eine Haustür abgeschlossen. Erstaunlich kalt der Wind, der über den Asphalt weht. So kurz vor der neuen Woche. (Have a soothing night wherever you are.)

Wieder kommen Wind und Wetter zur Ruhe. Oder vielleicht auch nicht, aber die Nacht, die sich die Hügelwelt übergestreift hat, verbirgt vieles. Weiter oben hinter der Scheune fauchen Marder, ein Scheinwerfer irrlichtert den schmalen Weg zwischen Feld und Wiesen entlang und die Sinne warten erfolglos auf ein passendes Geräusch, den ominösen Wanderer zu deuten. Reglose Straße, leerer Dorfplatz, einige geschlossene Jalousien. Mit den Jahren wird das Dunkel der Bäume und Büsche immer dichter, mit den Jahren wird die Siedlung ringsum immer leerer. (Sinnieren über Heimat als Ort, als Umfeld, als Netz von Menschen, Namen, Gesichtern. Ein kleiner Ast bricht von der Esche, fällt knackend in den Bach. Tür schließen. Hineinlauschen in die Dinge, noch für eine Weile, bis sich Schlaf einstellt. Have a pleasant night wherever you are!)

Sehr viel später, sehr viel zu müde. Klarheit der Gedanken schwindet zunehmend, fliehend mit dem Tag, der seine Stunden gesehen hat und dessen Anbeginn einmal mehr in weiter Ferner verblasst. An der Hintertür stehend, noch einmal, um die andere Nacht zu atmen, die anderen Klänge zu hören, den Eindruck des Ortswechsels zur Ruhe kommen zu lassen. Irgendwo im letzten Bauernhof bellen die Hunde, der Bach rauscht andauernd und laut, hier und dort blinzeln noch warmer Schimmer anderer Häuser durch die Büsche. Nah der Teich, fern die Stadt, das Selbst getrieben irgendwo dazwischen, verwurzelt, verweht. Nur langsam wird es stiller in allem. (Have a quiet night wherever you are!)