Irgendwann lässt man dann die Tür wieder ins Schloss fallen, schnürt die schweren Schuhe auf, streift die Kleidung ab und kocht neues Wasser. Dankbarkeit, sehr intensiv, für die Möglichkeit von Wärme, dafür, den Frost des Tages abstreifen zu können in Räumen, die Zuflucht und Versteck zugleich sind. Prickeln auf der Haut, Ohren und Wangen glühen. Zwischen den Häusern blinken Rentiere und Weihnachtsmänner, von irgendwo tönt plüschig-poppiger Festtagskitsch. Und ein Ringen mit der eigenen Toleranz, dem eigenen überheblichen Urteil in Situationen, in denen sich andere auch nur kurz ein Stück aus dem fremdartigen, widersprüchlichen Trubel dieser Zeit zurückziehen. Schon wieder wird es Nacht, immer noch ist alles eisig.

Am späteren Ende der heutigen Distanz: Wanderung zur nächsten Haltestelle, um mit Bewegung der Kälte zu begegnen. Geschicktes Überbrücken jener Stunden, zu denen die Züge übervoll sind. In der Mitte des Wagens tanzt eine junge Frau mit ihrem Spiegelbild und unsichtbaren Partnern, singt so stimmlos wie hingebungsvoll zur Musik ihrer Kopfhörer, hält nur inne, dann und wann, um Texte in ihr Telefon zu tippen, mit schnellen Fingern und abwesendem Lächeln. Die Blicke der umgebenden Alten, irritiert, peinlich berührt, empört, anzüglich, nimmt sie gar nicht wahr, und vielleicht gibt es schlechtere Ideen, sich in den Dingen zurechtzufinden, ohne durch Widerwärtigkeiten dieser Zeit zerrieben zu werden. (Hinter den Gleisen ziehen erleuchtete Viertel vorüber. Erste Weihnachtsbäume, bunte Holzbuden und Glühwein. Irgendwann kurz vor Advent.)

4pm and on. Voice channel disconnected. What remains of the day: Rewinding to where the earlier code trace started. Leaving some marks. Build. Restart. And see what kind of results the next hours will come up with. (Also: The interesting effect of trying to talk to the model and giving up halfway through, learning the answer to the actual question arose the very moment the question found the right words. An other kind of training.)

Zur Ruhe kommen, immer irgendwie um die vertraute Stunde. Nochmal die Zimmer weit öffnen, für den kalten Hauch, der ziellos durch die Straßen weht. In den Höfen brennt noch ein Feuer, man ehrt den Moment, feiert den Abend. Unten verschwindet eine Gruppe Jugendlicher im späten Bus, der sich mit orangem Blinken auf die Reise hin zur Innenstadt begibt. Musik des Augenblicks: Wenige Töne und das Gefühl, das sich im Nachhall, in der weiten Leere dazwischen einstellt. Schatten auf weißer Wand. Eine Ahnung von Schnee, für Bruchteile eines Augenblickes. Oder eines Traumes.

Schließlich: Sonntagabend am Fenster. Das Viertel erfindet sich wieder neu. In der Fernsehwohnung gegenüber ziehen immer helle Bilder über einen riesigen Monitor, tagein, tagaus; andere Lichtquellen scheinen nicht erforderlich, und nur gelegentliche menschliche Schatten lassen Leben darüber hinaus vermuten in diesen Zimmern. Junge Familie mit Kindern eine Etage weiter oben. Balkontür und Wände füllen sich mit Herbst-Dekoration, die Kisten weichen langsam echten Möbeln. Wenige Fixpunkte, viele neue Gesichter und Geschichten. Daneben feiern die Studenten auch im fortschreitenden Herbst Parties, dann und wann, sitzen auf den Fensterbrettern hoch oben, rauchen und trinken gegen die Jahre, die Dunkelheit, die Schwerkraft. Und irgendwie funktioniert es, zumindest einigermaßen, oder zumindest gut genug. Vielleicht ist das auch alles, was man wollen kann, so kurz vor einer neuen Woche.

Wenn man in die Nacht starrt, lang genug, dann starrt sie zurück, bis man den Blick abwendet, irritiert und verschämt. Früher als sonst überkommt Müdigkeit den Geist, früher als sonst verlöschen die Fensterlichter der Höfe, nur auf der großen Terrasse leuchten noch Lampions und malen mit dem Wind Muster in finstere Leere. Ein Bus fährt in die Haltestelle, Fahrer grüßen und verabschieden sich, ohne dass Passagiere zugegen wären. Noch eine Zigarette, ein Wort an offener Tür, dann verschwindet das Fahrzeug flusswärts. Im Hof faucht eine Katze. Der Sonntag vergisst sich im Zwielicht der ebenso vergessenden Stadt.

(Anderer Supermarkt, mehr Misstrauen, fremde Gesichter. Der Vorabend fühlt sich rauh und verspannt an. Ältere Herrschaften mit Fahrradhelmen in den Wägen drängeln sich schimpfend und rempelnd durch Kunden und Gänge. An der Kasse diskutieren zwei Studenten der Sozialwissenschaften über Wohnungsmangel und den Unwillen der Vermieter, ihrem Lebenswandel zu entsprechen. Das Personal trägt die Dinge mit Fassung, und hinter der großen Glasfront zwischen bunten Blättern greift Dämmerung um sich.)