Manchmal erschließt man sich auch nach Jahren noch neue Viertel unweit des eigenen: Im Betonquartier leben die Kontraste zwischen Terrassen, auf denen in fast tagheller Beleuchtung Schneemann und Rentier um die Wette blinken, und finsteren Balkonen, schmutzigen Fenstern, verschlissenen Gardinen, die es nicht schaffen, die trübe Stimmung in den Räumen dahinter einzuschließen. Vor der Kneipe an der Ecke stehen zwei Campingtische, von denen Stollen und Glühwein an Vorüberziehende verkauft wird, aber bis auf den festen Kreis der Anwohner scheint hier niemand vorüberzuziehen, und der süßliche Kitsch viel zu lauter deutschsprachiger Weihnachtsschlager schafft wohl zusätzlichen Abstand. Kleine Stadtbäckerei gegenüber, es duftet nach Brot und Brötchen und selbstverständlich backt man mit belebtem Wasser, aber man verstrickt sich in freundliche Kommunikation, kauft mehr, als man braucht, und zieht irgendwann weiter. Der Abend beginnt. 

5pm, slow. Shifting gears down. A small bike in a big city. Circumventing tourist routes. Passing the giant eye, watching its reflections on murky waves. And an almost warm breeze from across the river. (Letting go of todays track for now. Deserved or not.)

Irgendwann lässt man dann die Tür wieder ins Schloss fallen, schnürt die schweren Schuhe auf, streift die Kleidung ab und kocht neues Wasser. Dankbarkeit, sehr intensiv, für die Möglichkeit von Wärme, dafür, den Frost des Tages abstreifen zu können in Räumen, die Zuflucht und Versteck zugleich sind. Prickeln auf der Haut, Ohren und Wangen glühen. Zwischen den Häusern blinken Rentiere und Weihnachtsmänner, von irgendwo tönt plüschig-poppiger Festtagskitsch. Und ein Ringen mit der eigenen Toleranz, dem eigenen überheblichen Urteil in Situationen, in denen sich andere auch nur kurz ein Stück aus dem fremdartigen, widersprüchlichen Trubel dieser Zeit zurückziehen. Schon wieder wird es Nacht, immer noch ist alles eisig.

Am späteren Ende der heutigen Distanz: Wanderung zur nächsten Haltestelle, um mit Bewegung der Kälte zu begegnen. Geschicktes Überbrücken jener Stunden, zu denen die Züge übervoll sind. In der Mitte des Wagens tanzt eine junge Frau mit ihrem Spiegelbild und unsichtbaren Partnern, singt so stimmlos wie hingebungsvoll zur Musik ihrer Kopfhörer, hält nur inne, dann und wann, um Texte in ihr Telefon zu tippen, mit schnellen Fingern und abwesendem Lächeln. Die Blicke der umgebenden Alten, irritiert, peinlich berührt, empört, anzüglich, nimmt sie gar nicht wahr, und vielleicht gibt es schlechtere Ideen, sich in den Dingen zurechtzufinden, ohne durch Widerwärtigkeiten dieser Zeit zerrieben zu werden. (Hinter den Gleisen ziehen erleuchtete Viertel vorüber. Erste Weihnachtsbäume, bunte Holzbuden und Glühwein. Irgendwann kurz vor Advent.)

4pm and on. Voice channel disconnected. What remains of the day: Rewinding to where the earlier code trace started. Leaving some marks. Build. Restart. And see what kind of results the next hours will come up with. (Also: The interesting effect of trying to talk to the model and giving up halfway through, learning the answer to the actual question arose the very moment the question found the right words. An other kind of training.)