Dann wird es Abend in der Neonvorstadt, zwischen Gewerbegebiet und Autobahn. Kühle Finsternis greift um sich, aber unter den hohen Metalldächern lebt immer diesselbe Wärme, dasselbe Licht. Kurzer Anflug von Schwindel, an einer der zahllosen Verzweigungen in Seitengänge, die alle anders und doch ununterscheidbar anmuten. Dazwischen ziehen die Auffälligen ebenso fern vorüber wie die ewig Unsichtbaren, der Raum fühlt sich weiter, ausladender an, als er tatsächlich ist. Ferne lebt auch außerhalb, wo Gesichter sich verstecken hinter Scheinwerfern und Glas, in seltsamem Ballet umeinander kreisen, dann und wann hupen, den Grenzen dieses Viertels irgendwann entliehen allein mit all dem eigenen Dunkel nach langem Tag. (Dem Himmel fehlt die Klarheit für Sterne, wie es scheint.)
Wieder zu Hause. Noch hängt etwas vom Herbst des Tages in den Haaren, auf der Haut, in wüsten Gedanken, nicht mehr von Träumen trennbar um diese Zeit. Immer noch treiben Wolken über die Häuser, saugen sich voll mit dem rostroten Licht der Straßen und dem diffusen Glanz in Myriaden von Fenstern, hinter, unter denen die Nachbarschaft vom Freitag und seinen Plänen ablässt. Aus der Kneipe dringen rauhe Musik und der Geruch von altem Frittenfett in die Höfe. Einschlägige Gäste, unten klirren Flaschen zu Gemurmel, dann und wann von gehässigem Lachen zerrissen. Hinter der Wand diskutiert der Nachbar mit seiner Familie, man vernimmt nur die laute Stimme, aus der Unzufriedenheit und Resignation klingen. Jemand gähnt hörbar. Was auch immer der Abend bringt, es ist so verschieden wie die Farben der Lampen, die Klänge der Sprachen, die vielen ungesagten Worte, die jede einzelne Seele da draußen heute mit in den Schlaf nimmt.