Symbole und Markierungen. Rotweiße Hüte in einer schlampig gestellten Reihe zwischen den Fahrspuren, einer davon auf dem Kopf eines Jugendlichen, der mit seinesgleichen über die alte Brücke nachtwärts schlendert. Zitternde Laternenmonde treiben über dunkle Wellen weit unten. Pendler auf dem Heimweg. Die andere Stunde müder Gesichter. 

Gewöhnung und Umgewöhnung. Immer zu schnell. Wecker, Halbschlaf, Kaffeekocher. Erste Schritte, gepackte Taschen, nochmal dem Treiben der Straße lauschend. Zwischen Dankbarkeit für Erlebtes und Wehmut ob flüchtiger Zeit. Ein paar Erinnerungen, ein paar graue Haare mehr. Luft holen. Türen schließen. Weiterziehen. Habt es mild heute!

Reifen auf Asphalt, wieder. Irgendwo zwischen Brücken, Hochspannungstrassen, zerfurchten Maisfeldern, struppigen Büschen. Dämmerung, und wenn man dem Tag viel abringt, bleibt der Eindruck, die Uhren mögen lügen und es könnte im Gefühl schon deutlich später sein. Stadtwärts, mit dem Strom aus roten Punkten. Gedankenschwer zwischen hier und da und überall Zeit und Veränderung. 

8pm. Out there. This strange state between tired and overstimulated. Heading home, hard to relate to the right playlist again: Too noisy too cheesy too complex too far from the mood of a damp foggy city slowly falling asleep in early autumn or late summer. Black river under dark bridges again, deep, wide, flowing onward. Waiting for a star to lead the way. Mechanically stumbling along old roads, meanwhile. Microscopic cosm. Embedded into a word increasingly hard to grasp.

Wieder im eigenen Viertel: Ein zementgrauer Vorabend. Erstes Kunstlicht, Duft fliehenden Sommers und warmer Großstadt, noch kein Regen. Nachbarn unter den Schirmen des Dönergrill, von den Balkonen weht verschiebenfarbiger Rauch. Flugmanöver der Krähen, Software-Updates, Bier entlang des Weges. Bislang kein Gefühl für den späten Moment. 

Volksfest zwischen Städten, dort, wo der ehrwürdige Gasthof seit Jahrzehnten verfällt und grelle Poster Kompetenz statt Ideologie einfordern. Weiße Bierzelte quer über den Platz. Der Kneipenwirt aus dem Nachbardorf steht hinter einer Batterie von Grills in praller Sonne, Schweiß glänzt auf dem nackten Oberkörper. Man muss nicht viel hören, um die Musik zu erkennen, und irgendjemand parkt immer den alten Trabant neben den Feiernden, ohne Dach, tarngrün und mit NVA-Enblem auf der Tür. Man muss nicht lang verweilen, sich unwohl zu fühlen. Und so fährt man vorüber, weiter durch den heißen Tag, unsicher über die Welt, sich selbst und die eigenen Vorurteile. 

Ortswechsel. Vom vertrauten kleinen Kreis zur Stille von Vorortstraßen. Regionalbahnen, menschenleer und kühl, die Zeit vergeht schnell und die Strecke mutet gestaucht und unwirklich kurz an. Bahnhof, Touristen, Polizei, dazwischen die üblichen Spätaufsteher, mit ihrem Bier in laute Diskussionen vertieft auf den Bänken überspannt von rostigem Himmel. Und dann Brücke unter den Füßen. Fluss. Bass und gesprochene wütende Texte von den Wiesen, es duftet nach Wasser und Rauch. Flugzeuge in den Wolken erahnen, deren Motoren man nur hört. Routen und Destinationen lesen, nur Worte auf Karten so gewohnt wie fremd, Städte mit Namen, aber ohne eine Verbindung zur eigenen Geschichte. (Schlüssel suchen. Und die passende Tür. Allein im Treppenhaus, Puls, Schritte. Vermutlich viel zu spät. Have a safe night wherever you are.)

Schließlich fühlt man doch wieder eigene Straße unter den Füßen. Ein wenig zitternd vielleicht, und mit heißem Gesicht. Aus einem Radio schnattert ein Sportreporter über Wettbewerbe und Medaillen und auch ohne all das spürt man in gewissen Augenblicken deutlich die Grenzen körperlicher Möglichkeiten. (Eine Idee von Licht zwischen Wolken über dem Park, Fetzen blauen Himmels treiben auf Pfützen und der Umstand des späten Sonntag wird erst langsam bewusst.)