Nachmittag langer Schatten und tiefstehender Sonne, grell, kopfschmerzblendend. Eiseskälte als Kontrast im Supermarkt des geringsten Misstrauens, Gänsehaut kriecht von den Armen her schulterwärts und die Fantasie lässt einen den eigenen Atem sehen. Müde Gesichter, Entfernung voneinander, mittendrin immer genug Frust auf alles, alle. Die junge Frau hinter ihrer Maske zieht Blicke auf sich, in denen Mitleid und Ablehnung einander überlagern. Schlagzeilen brüllen, die Regale am Ausgang sprechen von Spätherbst und Weihnachten und noch fehlt die Stimmung für Kürbis und Lebkuchen. Orientierungversuche in mentalen Grenzbezirken.

(Pfandsysteme, die Automaten sind störrisch, die Kriterien vage. Kein Wille, Ärger aufzubringen für Widersinnigkeiten, an die man längst gewöhnt ist. Das Kassenpersonal im Supermarkt des geringsten Misstrauens tauscht sich über Kollegen aus und in diesem Augenblick sollten einige Menschen einige Straßen weiter an heftigem Schluckauf leiden. Manche Informationen fehlen im alltäglichen Leben nicht. Auch: Betonbrache, wuchernde Beikräuter, Herbstfarben, Minuten weiter. Alte Couch, alter Tisch. Borstiges Grün. Üppige gelbe Blüten. Die Idee, für einen Augenblick in dieser Wildnis innezuhalten. Die sofortige Vorstellung von Zecken, Ratten, sonstigen Widrigkeiten. Der Weg zurück. Unzufrieden mit sich selbst.)

Und dann doch nochmal Kontakt mit der Außenwelt. Ein Tag ohne Bilder, weil man nicht für Fotos innehalten mag und der eigene Speicher nicht aufnahmebereit ist. Supermarkt des geringsten Misstrauens, die Kälte der Flure, beiläufige Begegnungen, aber niemand hat Gedanken oder Gespräche und so gibt man sein Geld ab, packt die Taschen und sinkt wieder in den Beginn des Abends. Wie in ein dichtes Daunenbett mitten im Sommer. 

Abseits aller heutigen Wege: Navigation durch mentale Gänge, mit unerkannten Seitenarmen und in jedem harren merkwürdige Assoziationen, denen man nicht begegnen möchte. Staub auf dem Tisch, den Geräten, dem Fuß des Bildschirmes. Versucht, Muster zu zeichnen, oder der Idee zu verfallen, alle anderen Aufgaben nach hinten zu schieben und die Ordnung  herzustellen, die sich die Vorstellung bisweilen wünscht und für die die Realität in keiner Dimension genug Raum bietet. Stattdessen einige Schritte vor die Tür, Hausmeister, Anwohner, kurzes, längeres Vorübergehen, Supermarkt des geringsten Misstrauens, Leergut, Kleinigkeiten und Joghurt, des Rituals wegen, und die Musik wird demnächst ihr drittes Jahrzehnt vollenden. Sehr seltsame Konstanten in den Wellen der Gegenwart.

Die Entscheidungshoheit des Aprilwetters legte den nächsten durchdringenden Schauer in jenes kurze Zeitfenster zwischen den täglichen Bausteinen, das einem Besuch des unüberdachten Teils der Welt gewidmet sein sollte. Nasse Hose, nasse Schuhe. Missmut. Erwägungen zu Protokollen und Kommunikation angesichts des neuen Bediensteten, der behende die Artikel über die Kasse im Supermarkt des geringsten Misstrauens zieht, unverbindlich lächelt und vor allem die korrekten Formeln für Gruß und Verabschiedung in unvertrauter Abfolgə intoniert. Verheddert in den eigenen Antworten, Schritte vor die Tür, Eile zurück zu den eigenen Räumen. (Nächster Kaffee, nächster Call. Und eine weiche Sonne hoch im Grau.)