Anderswo. Museumswelten und Hinterzimmer. Kinder malen bunte Muster auf knittriges Papier. Junge Eltern erleben Überforderung. Die Äußerungen werden lauter, die kleinen wie die großen. Irgendwo kocht jemand Kaffee. Draußen beginnt sich der Nachmittag anzukleiden. Schatten gewinnen an Länge.
Anderswo verschwanden die Bürgersteige über Nacht unter weichem Gelb und Rot, das Wärme ausstrahlt und jeden Schritt dämpft. Vereinzelt zittern Flammen in hohlen Kürbissen, aber noch dominiert das allerfassende Grau der Wolken und Fassaden Bild und Moment, drängt durch das Bewusstsein und umschließt die eigene Gemütslage enger. Jugendliche in ausgeblichenen Winterjacken wandern hin zum Park, essen unterwegs mit Gabeln aus Pappnäpfen. Die Verkäuferin in der Bäckereifiliale räumt ihre Auslagen leer, Spaziergänger kehren heim. Ferner Kontakt, eher Abstand, der Kopf ist noch schwer genug, dass das Lächeln im Gesicht kratzt. Keine Spur von Sonne im weichenden Monat.
Close to 6pm. Feels much later. Trying to tame technology, halfway disappearing within more rabbit holes. Waiting for the moon to light a way in there. Adding new mental chapters to imaginary books.
Früher Montag. Passwörter vergessen, Verbindungen zwischen Endpunkten unterbrochen. Schlaglöcher auf dem Weg, bevor überhaupt irgendetwas Richtung findet. Wochen wie Aufstiege in fremde Berge: Erst einmal unterwegs, fühlt sich der Weg kontinuierlich und klar an, sieht man nur bis nur nächsten Kehre, läuft einfach immer soweit, wie man blicken kann. Die Herausforderung ist es, erst einmal einzusteigen in das steile dunkle Massiv, auf dem man von unten keine Wege oder Pfade sieht und nur die Hütte erahnen kann, weit oben, ein kaum wahrnehmbarer Punkt im optischen Rauschen von Wald und Stein. (Erster Kaffee, metaphorisch schon halb unterwegs. Noch Kunstlichtstunde über dem Morgenverkehr, ein wenig verknittert im Heimbüro, zumindest wach genug, um Schlaf überzeugend hinter sich zu lassen. Aufräumen, auf vielen Ebenen. Die Strecke erweitern, die sich überblicken lässt. Alles Andere darf später sein. Habt es mild heute.)
Später. Kopf im Wind, Füße auf Stadtbeton. Nochmal wärmt die Sonne, duftet der Tag nach Dunst, Laub, Bahn, Ferne. Genug Bilder für eine neue Woche. Genug Gedanken für viele imaginäre Bücher. Und dazwischen Schattenspiele auf dem trocknenden Fußweg. Zeit, immer auch als Geschenk.
Einige Minuten weiter im Leerland zwischen den Schnellstraßen. Aus einem chromblitzenden Geländewagen singt Johnny Cash, daneben an der Kreuzung schläft ein heruntergekommener Wohnanhänger unter Dreck und trockenen Lindenblüten. Am kleinen Fluss hocken Teenager in dicken Jacken und rauchen, während hagere weiße Männer mit Stirnlampen in den Abend joggen. Ein großer Flieger zieht weit oben seine Bahn, glänzt im Sonnenuntergang. Die Bäume werden gelb, alles ist fern, nichts ist fern.
4pm, slowing down. Watching clouds wrestle what's left of the daylight. Reordering the pile of tasks, leaving check marks on some smaller items, feeling like having achieved much more by the act of marking these things done than by actually resolving them. Still, getting ahead one step at a time, with steps being randomly small. But at least seems the direction's not all wrong.
Irgendwann, irgendwo später. Dem neuen Tag fehlt gutes Licht, und es braucht einen ersten Kaffee, um zwischen wirren Träumen und formloser, trüber Realität Grenzen ziehen zu können. Entlang des Weges rangieren schwere Transporter, drei Tauben stehen im Scheinwerferkegel auf dem Bürgersteig und beobachten das Treiben misstrauisch. Finster ziehen sich die Stromleitungen der Eisenbahn über einen ebenso finsteren Damm, im Tunnel darunter sammeln sich Unrat und Wasser. In schneller Bewegung, eher aus gewohntem Rhythmus denn aus tatsächlicher Eile. Und dann Springbrunnen, Bürotüren, das chaotische Vergangene des eigenen Schreibtisches. Jeder Morgen trägt ein anderes Gesicht, jeder Morgen braucht eine andere Ordnung. Habt es mild heute!