Ehe man sich versieht, flieht ein weiterer Abend ins Erinnern und Vergessen. Das Zimmer duftet nach Kerzen und Nadeln, immer noch oder schon wieder fühlt sich nie Nachbarschaft verregnet und nass an. Alle bis auf die schmucklose Wohnung gegenüber sind verdunkelt, niemand zu sehen in der Straße oder den Höfen, nur ein großer weißer Faltstern schwankt im gelegentlichen Wind oben auf der leeren Terrasse. Einzelne Klavier-Akkorde, die keine Harmonie finden. Dazu die falschen Bücher für die Stimmung des Augenblicks, noch einige Worte neben sich leerender Flasche. Und ruheloses Suchen: Wo blieb der Mond? (Keine Antwort in dieser Sache.)
Straßenbahnmorgen. Schwere Anpassung an wieder anderen Rhythmus, Haltepunkte, Wartezustände. Diffuses Licht hinter beschlagenen Fenstern. Zwei Jungs mit einem viel zu lauten Smartphone, irgendeine Stimme plappert zu flimmernden Bildern in den fast leeren Zug. Der Kopf wildert ohnehin schon seit den letzten Momenten der Nacht im Kalenderplan, hat nicht wirklich abgelassen vom Gestrigen, versucht sich irgendwie geordnet im Heute wiederzufinden. Dann: Schritte in klammen Schuhen auf den Teppichfluren, die ersten Worte der eigenen Stimme klingen kratzig und unsicher. Irgendwie da, und trotzdem noch fern. Erster Kaffee wirkte nicht viel, vielleicht wird es der zweite richten. Habt es mild heute!