Schließlich doch noch: Notizen sammeln, um dem morgendlichen, müden Selbst Nachrichten vom abendlichen, müden Selbst zukommen zu lassen. Heizung in Ruhezustand bringen, spüren, wie die Kälte sofort aus den alten Mauern zu strömen scheint. Es ist in Ordnung so, für jetzt. Wieder neue Sterne in den Zimmern gegenüber, die zugezogenen Nachbarn haben einen Stil, den man zu erkennen vermag, der Vergangenheit und jene Art alter Heimat atmet, die als ferner Ton auch in jeder eigenen Geschichte mitschwingt. (Eine andere Wärme, ganz kurz in den Wahrnehmungen weniger Minuten, die vorüberziehen und leise verschwinden, noch bevor es wieder richtig Nacht sein darf.)
Closing in on 10pm once more. Of reading instead of writing, of not finding words or even languages. Images will have to do for the moment it seems. Wrapping up the day in the available light, having lukewarm showers in cold bathrooms, burning another incense and trying to track down some more errors before the night washes away the remainder of todays conscious thoughts. Somewhere in between sleepy and tired, perhaps. If there's a middle ground at all.
(Manchmal in der Leere dunkler Küchen im letzten Widerstand gegen den Schlaf wird man sich vollumfänglich der Einzigartigkeit jeder Sekunde bewusst. Dann trinkt man Wasser und atmet in den Bauch und versucht ob dieser so trivialen wie in ihrem vollen Umfang überwältigenden Erkenntnis einigermaßen bei Verstand zu bleiben...)
(Deutlich später: Die Umwelt klingt merkwürdig an diesem Abend. Es dauert einen Moment, bis sich die Idee einstellt, die Kopfhörer abzunehmen, deren Sprache und Musik längst verklungen sind. Merkwürdige Routine, merkwürdige Unbewusstheit. In den Stunden seit der Dämmerung holten die Nachbarn einige Lichter mehr in ihre Küchen und Wohnzimmer, hängte Sterne unter Decken und stapelten Schächtelchen auf die Fensterbretter. Aber plötzlich haben alle wieder von ihrem Treiben abgelassen, plötzlich liegen die Fassaden wieder dunkel und fast konturlos vor dem Restschimmer anderer Viertel. Hinter der Wand diskutieren die jungen Nachbarn Möbelaufbau und Lüftungsverhalten, man lotet die verbalen Möglichkeiten aus und irgendwann reißt die Konversation ab im Schlagen einer Tür, auf dass der Boden erzittert. Oder: Von der Kunst, trotzdem Ruhe zu finden.)
Es wird wieder Abend. Der späte Sonntag schwankt zwischen dem kurzen Geschenk ereignisloser Ruhe, dem rauschenden Nachhall schneller, voller Tage und dem Vorausahnen in Pläne und Wünsche hinter dem Mitternachtshorizont, samt aller Unregelmäßigkeiten. Alles also wie immer. Heißes und kaltes Wasser, kurzes Zittern unter rauhem Handtuch, das stoppelige Grau vor dem Spiegel glattstreichen. Sich Schnee in die Nachtluft denken, auch wenn es dafür weiterhin deutlich zu warm ist. Beobachten, wie die Sterne und Lichter auf den Balkonen und über den Höfen mit jeder neuen Dämmerung etwas dichter und heller werden. (Wegweiser durch die bergigen Ebenen unruhiger Träume.)