Erwachen, verschlafen und verkatert. Die Mechanismen des Aufbruchs. Nachlässig gepackte Taschen, übrig gebliebenes Brot und Bier, ein paar Äpfel und jede Menge Geschichten. Manche neu, manche alt, so alt, dass man nicht mehr recht weiß, ob man sich an Eigenes erinnert oder nur fremde Bilder durchlebt. Stunden weiter liegen andere Dörfer, wir sind immer, wo wir sind, und manchmal ist Fokus auf die Bewegung gut, die Seele ohne allzu viel Schwermut aufholen zu lassen. Erster Kaffee, ein genickter Gruß hin zu den Gipfeln, lange Straße unter den Rädern. Kommt gut durch den Tag!
Der neue Morgen liegt in Wolken, behält aber seinen Regen noch für sich. Ein milder Hauch spielt durch die schweren Vorhänge, zwei Dohlen fliegen vor dem Massiv, seinen schroffen Gipfeln und den sanften, dicht bewaldeten Hängen. Am gegenüberliegenden Ufee verschwinden frühe Wanderer im Dickicht. Kurz bleiben Blick und Gedanken in der stillen Szenerie hängen, bevor der Drang zu Bewegung Bett und Zimmer zurückzulassen fordert. Kaffee und Brot am offenen Fenster: Routen finden für Stunden, die Pläne bekommen dürfen, aber nicht müssen. Habt den Sonntag mild!
Der neue Tag fällt aus dem Takt. Spätes Ankommen von einer Reise auf einem Flickenteppich aus Traumbilderm und Wirklichkeiten. Dort, wo das Fenster an den Himmel grenzt, löst sich gerade die weiße Spur eines frühen Fluges auf in erster milder Sonne. Unten lachen Kinder, und der große Baum inmitten der Höfe scheint heute wieder vollständig aus wachen, gesprächigen Vögeln zu bestehen. Kaltes Wasser im Gesicht, erste Schritte in die Welt an einem Morgen, der für den Augenblick etwas leichter wirkt als andere. Zwiegespräche mit dem schwindenden Mond, über die Geschichten des Gestern und Heute. Noch merklich vor dem ersten Kaffee. Habt den Tag mild!
Earlier that day.
Schneller Abend, schnelle Nacht, schneller Morgen: Plötzlich hört man die eigenen Räder wieder auf Asphalt, nimmt das vorbeistreichende Dunkel wahr, das grüne Licht an der Baustelle und in der neuen Straßenbahn, und den fadenscheinigen Nebel, der aus den Seitenarmen des Parks über die Plätze, durch die Gassen, durch den Geist treibt. Eine alte, dürre Frau schleicht gebückt durch die Wiese und sammelt Kastanien und Blätter in eine Tüte so grau und farblos wie ihre Kleidung. Vor dem ersten Frühstücksbäcker stehen große Rollkoffer auf dem Gehweg, zwei junge Menschen unter dunklen Kapuzen sitzen an den Tischen und starren auf bunte Bildschirme, Äpfel leuchten zwischen Kaffeetassen und Tellern mit angebissenen Croissants. Erst oben am Fahrstuhl zeigen sich Ansätze von Tag, verklingen die frühen Glocken des anderen Viertels im Klappern der Schlüssel und dem leisen Schimpfen an schwerer, sperriger Tür. Der Rest ist Büroküche, ein zweiter Kaffee, ein Blick durch jenes Unsortierte, das heute Ordnung bekommen muss. Alles in kleinen Schritten, wenn die Zeit dafür reif ist. Habt es mild heute!