(Mond blickt in die Kreuzung. Der Tag ließ alles zurück, was er an Wärme zu geben vermochte. Jetzt streift frühe Nacht über das alte Pflaster, wogt um die Ecken der Häuser, kriecht zwischen die Spalten angelehnter Fenster, umfasst, hüllt ein. Einige Dinge sind liegengeblieben, einmal mehr. Einige Dinge bedürften klarer Antworten, aber in manchen Belangen dreht man sich um sich selbst in unregelmäßigen Bahnen und akzeptiert irgendwann, dass nicht der richtige Zeitpunkt ist, passende Worte zu finden. Nebenan wird die Vespa durch den Torbogen geschoben, im Treppenhaus flackert die Beleuchtung, eine Türklingel Etagen weiter oben quiekt elektronisch. In die Postfächer rutschen Nachrichten über abgekündigte Dienste und neue Angebote, hinter der Wand plappern aufgeregte Stimmen aus dem Fernseher, und die eigene Musik webt etwas Herbst in all die Geräusche des Augenblicks. Vermutlich zieht genau jetzt ein milder Sommerwind über ferne Meere und lässt weißen Schaum auf den Wellen spielen; über den Dächern der Stadt ist vieles nur einen Traum entfernt. Have a peaceful night wherever you are...)
Schließlich kehrt auf verschiedenen Ebenen wieder Stille ein. Wolken als dünner, weicher Schleier vor dem dunkler werdenden Horizont wissend, dass weiter oben über den Straßen und Dächern die Tage länger sind. Schlendern durch Gesprächsfragmente von Terrassen und Balkonen, aus Küchen und Wohnzimmern, manche ernsthaft, einige leicht, viele irgendwie abwegig und schräg und vielleicht findet sich viel Jetzt in all diesem. (Immer noch auf Empfang. Leise, im Zwielicht. Mond auf ihrem Weg über das Viertel begleiten, für ein paar Augenblicke in einem erwachsen werdenden Sommer. Have a peaceful night wherever you are.)
10pm. Low on battery. The slightly concerning shadows of moths circling the dim desk light. The noise of an inbound call, somewhere nearby, and the called person involving the whole street into an arcane exchange of thoughts for a way too long period of time. Also, being tempted to aim cameras at the moon but deciding against it. Sometimes it just doesn't feel right.
Schließlich: Den großen hellen Mond beobachten, auf seiner stillen Bahn über Dächer und Viertel. Immer wieder staunend, immer wieder ehrfürchtig. Geschichten in die Muster deuten, die Linien um helle und dunkle Flecken, die flimmernde Luft zwischen hier und der messbaren unbegreiflichen Weite. Nicht zu sprechen wagen, nur vorsichtig atmen, selbst den wilden Strudel des Denkens für ein paar Sekunden zu bremsen versuchen, als könnte der kleinste Misston die weiche, spannungslose Stille von unter den Samthimmeln vertreiben. Anachronistische Fähigkeiten: Nicht das Schweigende mit sich selbst zu verlernen. Zumindest dann und wann.
Später dann Stille. Hoher, weiter Himmel über allem. Die Höfe ruhen unter Bäumen und Laub. Ein Garagentor quietscht durchdringend, Geisterstimme aus Anderswelten. Dann verschwinden Scheinwerfer inmitten der Positionslichter der Häuser und Straßen, dort, wo die Stadt noch nicht schläft. Noch ein paar Handgriffe, die Dinge ordnen, auf die der erste Blick des Morgens fällt. Flasche verkorken. Dann fällt der Schalter, die Lampen verlöschen, zurück bleiben helle Dielen und der Schein kalten Mondes.
Viel später: Die Gärten schlafen, die Straßen längst auch, nur vereinzelt feiern noch Jugendliche die Weite und Freiheit der Nacht. Über uralten Gassen schlagen uralte Glocken, ein abnehmender Mond hängt schwer in den Bäumen des Parks. Träge sind die Schritte geworden, müde der Geist. Ein Tag verhallt, die Elbe fließt nordwärts, alte und neue Geschichten verklingen. In den anderen Höfen niest jemand heftig. Eine andere Stadt sucht ihre nächsten Träume.