Weiter in den Bergen: Knöcheltiefes Weiß. Die Äste der Tannen hängen schwer zu Boden. Immer wieder treibt kalter Ostwind Flocken vom Wald her in den kleinen Ort. Zwischen hier und der Stadt liegt noch einiges an Reise, und schnell bricht wieder Dämmerung über die Häuser herein, die schon lang nicht mehr richtig erwacht sind. Vereiste Anderswelt. 

Später, früher: Den eigenen Puls im Halblicht hören, schnell und laut. Wer des Nachts durch verwinkelte Traumgänge rennt, erwacht atemlos und erschöpft. In diesem Zustand sind die ersten Tagesstunden noch unwirklicher, ist die Anfälligkeit für große, schwere Fragen noch höher. Unbeeindruckt davon schneit es weiter aus einfarbigen Himmeln, zieht der Schneepflug Straßen und Wege nach um das Dorf herum, sitzen aufgeplusterte Vögel im Windschatten der Bäume und picken Körner aus welken Sonnenblumen. Kirchglocken versuchen zu wecken, aber das Tal bleibt träge und stumm. (Die Wärme der Decken noch nicht aufgeben wollen. Aber einen Drang zum Kaffee spüren: Entscheidungen, Entscheidungen. Habt es mild heute!)

Nah an Mitternacht. Noch immer brennt die Kerze, hält ein wenig Wärme im Zimmer. Ausreichend hell bleibt es, nur Spiegelungen zu sehen vor den kleinen Fenstern und dem Dunkel kurzer Tage dahinter. So leben alte Geschichten unter sich. Es friert wieder, genug, um in die Mauern zu fassen und im Inneren widerzuhallen, aber noch nicht genug für Eisblumen. (Wenn der Wein zur Neige geht, fragt man sich, wo der Igel wohl in den kalten Wochen schläft und ob er es dort warm haben darf.)

(Unruhige Träume, unruhiger Schlaf, immer wieder unterbrochen durch das Lärmen schweren Geräts. Über Nacht fiel mehr Schnee, der Morgen ist weiß und kalt. Allerorten werden Pfade, Einfahrten, Fahrzeuge freigeräunt, klingt gedämpftes Schippen und Kratzen in der Winterluft. Vereinzelt führen kleine Spuren über den Hof, verraten nächtliche Besucher und das, was ihr Interesse weckte hinter den überwachsenen Zäunen. Frösteln im halbwachen Zustand. Und die Frage, ob das Selbst in alten Spiegeln alter Häuser noch älter wirkt. Aber vielleicht fehlt auch nur Kaffee. Kommt sicher durch den Tag)

Und dann wird wieder Nacht. Neuer Frost legt sich auf die Wiesen, ein grobes, rauhes Tuch, das einhüllt, ohne zu wärmen. Irgendwo bellt ein Hund, Katzen und Marder fauchen dort hinter dem Teich, die Elefanten schlafen. Einzelne Fenster leuchten noch fahl vor dem finsteren Hintergrund, in dem Himmel und Felder irgendwo eins werden und der Unterschied zwischen beidem unsichtbar außerhalb der Wahrnehmung bleibt. Abseits brüchiger Wochentagsabstinenz: Rotwein gegen frühe Gespenster. Die Bücher, die hier stehen, leben seit Anbeginn der Erinnerung in diesen Mauern, und ihre Geschichten und Bilder reichen weit über die Grenzen dieser Welt.