Schon wieder Nacht und die Übergänge sind fließend, der Geist fortgesetzt damit beschäftigt, einzuordnen und zu verarbeiten. Vereinzelt hallen noch Sommerfeste in die klare Luft, aber das Dorf kühlt schneller aus, die Hitze des Tages flieht schneller in das dunkle Firmament. Zu früh zum Träumen, zu spät für irgendetwas anderes. Und manchmal findet man Geld in seiner Hosentasche, gern gerade dann, wenn man es am wenigsten braucht. Aber es gibt Schlimmeres. (Have a quiet night wherever you are.)

Weit nach Mittag: Kreissäge, Wasserpumpe, Konversationen der Gänse. Mit den Stunden haben alte Namen erstmals Gesichter bekommen, die Familie wird nicht größer, aber wahrnehmbarer. Fotos in monochrom, Stammbäume, Verästelungen und Blätter. Eine unüberblickbare Struktur, und Zeit über die eigenen Jahre hinaus bleibt ohnehin meist bloßes Datum. (Schatten werden wieder länger, die Bäume mit jedem Jahr dichter an allen Ecken des kleinen Fleckens auf dem Land.)

Immer wieder Dorfmorgen. Man kommt schnell an, wacht hier auf in merkwürdiger Selbstverständlichkeit, ertappt sich bei einem unbehaglichen Gefühl paralleler Wirklichkeiten, die sonst eigentlich keine Berührungspunkte haben.  Kernbeißer, Spatz, Grünfink am Futterhäuschen, unten vor dem kleinen Fenster in der hintersten Ecke des Hauses. Die Glocken sind längst wieder verstummt, über den Wiesen liegt der Klang jener Zwischenstunden, während derer der Schlaf nicht mehr tief, aber der Morgen noch nicht so recht greifbar ist. Selbst im Sommer bleibt das Wasser eiskalt, prickelt auf der Haut, verschreckt letzte Reste von Müdigkeit. Danach ist die Seele für einen Moment still und leer, und Dinge finden langsam ihren Ort, bevor der Tag richtig beginnen mag. Habt es mild heute!

(Irgendwann findet sich wieder Ruhe. Man spürt das Dahinziehen der Wochen, wenn man am alten Holzzaun steht, den Blick westwärts richtet und wahrnimmt, wieviel Sternenhimmel schon den späten Sonnenuntergang verdrängt hat. Hunde bellen, junge Stimmen tönen von der Bushaltestelle durch das dichte Gestrüpp, ein vorsichtiger Wind raschelt mit Ästen und Blättern. Gegenüber sind die Jalousien längst geschlossen, die Gänse in ihrem Quartier verschwunden, Nachtluft zieht von den Wäldern her über die Hügel. Durchatmen, immer noch halb in der Geschwindigkeit des Alltags, aber zumindest halb anderswo mit den Gedanken. Have a quiet night wherever you are.)