Überschneidungen der verschiedenen Lebensbereiche. Anderer Posteingang, Jonglieren mit Einladungen und Themen unzeitig an einem Freitagnachmittag. Mit dem Kopf noch halb anderswo. Auszeiten, um Gedanken zur Ruhe zu bringen. Oder: Auszeiten, in denen andere obskure Belange durch einen nicht ausgelasteten Geist irrlichtern. Kuchen kaufen. Heute nicht des Rituales wegen.
Morgen über den Hügeln. Als wäre es nie anders gewesen. Wieder zu sich kommen und werden. Das gewohnt kalte Wasser spüren, die heute unterbewusst verwirrende Leere der alten Dorfstraße, die weichen Herbstfarben im frühen Licht. Stumme Kommunikation mit nur leicht fremdelnder Katze. Mitgebrachtes von der Reise als straff geschnürtes Bündel in der Ecke wissend, unsicher, ob man schon bereit ist, es wieder aufzubinden und zu ordnen. Vielleicht braucht das noch Abstand. Erst einmal Kaffee. Und Warten auf Sonne und eine Idee für den Tag. Habt es mild heute!
1000km weiter nördlich schwebt Mond zwischen Windrädern und dichtem Wald. Ihr kühles Licht glänzt in den Wiesen und wirkt angenehm lindernd auf der tauben Müdigkeit der Strecke. Irgendwann überschreitet man die Linie, hinter der das Internet fragil und der Espresso bitter wird. Irgendwann ist die Straße frei, berührt man für kurze Zeit kleine Orte, deren Plätze schon vor der Dämmerung lang schlafen, und die Geschwindigkeit befreit einen davon, verschiedene offene Enden, verschiedene verlorene Kontakte entlang dieser Spur wieder aufzugreifen. Bis man wieder durch vertraute Dörfer rollt und weiß, dass Ort und Zeit zumindest heute nicht mehr zusammenfinden müssen. Have a quiet night wherever you are.
Mechanik der frühen Stunde: Eigentlich sehr vertraut, lang nicht mehr geübt. Küche, Bad, gepackte Taschen. Dorfstraße im Laternenlicht, tiefe Nacht, Seele gleichermaßen noch verschlafen und schon halb in der Ferne. Gedanken wandern Karten entlang, umkreisen kritische Punkte, und ob die Reise wohl durch Schnee führen wird? Kaffee. Durchatmen. Unterwegs. Habt es mild heute!
(Wieder Hintertür. Wieder das Rauschen des Baches, der Blätter von Esche und Obstbäumen. Wieder das Rascheln der Mäuse im Efeu, zwischen Schuppen und Haus. Mit den Jahren sind die Wege kürzer geworden, hat man sich an Zeit in Bewegung gewöhnt, nimmt man die Strecke fast nicht mehr wahr. Und manchmal fühlt sich das Wechseln zwischen den Orten an wie das Wechseln zwischen parallelen Wirklichkeiten, die man nur zeitweise wechselnd stark empfinden kann. An allem kleben Erinnerungen, Gespräche, Vergangenheiten, die mitunter verfließen, Menschen zu unerwarteten Zeiten an den falschen Plätzen und Gedanken in den falschen Rahmen erscheinen und einem schwindelig werden lassen. Dann notiert man Erkenntnisse, die man morgen nicht mehr nachvollziehen kann, atmet die feuchte Luft der Dorfnacht und versucht zu träumen, auch wenn man noch nicht schläft. Have a pleasant night wherever you are!)