Erwachen, verschlafen und verkatert. Die Mechanismen des Aufbruchs. Nachlässig gepackte Taschen, übrig gebliebenes Brot und Bier, ein paar Äpfel und jede Menge Geschichten. Manche neu, manche alt, so alt, dass man nicht mehr recht weiß, ob man sich an Eigenes erinnert oder nur fremde Bilder durchlebt. Stunden weiter liegen andere Dörfer, wir sind immer, wo wir sind, und manchmal ist Fokus auf die Bewegung gut, die Seele ohne allzu viel Schwermut aufholen zu lassen. Erster Kaffee, ein genickter Gruß hin zu den Gipfeln, lange Straße unter den Rädern. Kommt gut durch den Tag!
Viel später. Irgendwo dröhnt noch ein Motor am dunklen See. Jugendliche der Herberge feiern die Nacht und das Leben, Kinder jagen sich lachend durch und um das Haus. Etwas Licht in allem, etwas Stille zwischen den Tönen. Wenn man lang unter dem hohen Schwarz steht, zeigen sich hier ferne Konstellationen, die der Stadt ewig verborgen bleiben. Immer noch Geisterschatten und Schritte auf körnigen Pfaden, aber man hat sich an den Landstrich und seinen erhabenen, rauhen Zauber gewöhnt. Und so trinkt man auf Alles, lauscht auf die kleinen Töne, atmet kalte Nacht und hält fest, was heute noch sein kann, so lang die Kerzen reichen.
Abstieg, früher als sonst. Brotzeit mit Pflaumenkuchen und hellem Bier, ein greller Nachmittag schwitzt und klebt auf der Haut, wenn man unvorsichtig in der Sonne bleibt. Etwas weiter tropft Salzwasser über trockenes Reisig, die Luft fühlt sich feucht und weich an, Schatten und Windhauch kühlen die Gedanken. (Telefonate mit dem Rest der Welt, kurz dringt Alltag in diese Stunden, stört die Ruhe in der Abgeschiedenheit des anderen Ortes. Glücklicherweise nicht für lang.)
Die Nacht wird klar und kalt bleiben. Zu früh für den Mond, so glänzt der schwarze Himmel mit Sternen, die die Berge überspannen, den Wald etwas heller werden lassen, mit ihrem tanzenden Spiegel-Selbst auf den krausen Wellen flirten. Hinter dem Haus duftet nähere Welt nach Herbst und Erde, und aus dem Radio tropft dunkler Jazz. (Noch ein Glas. Noch ein paar Worte. Dann hüllen sich vergehender Abend und werdender Morgen in ihre gemeinsamen Träume.)
Wieder früh im Tag. Erste Ahnung von Dämmerung am Horizont dort, wo die östlichen Bergkuppen die dünnen Wolken berührt. Ein Tier ruft krächzend und laut in die unaufhaltsam weichende Nacht, die wenigen Häuser in Sichtweite erwachen heute früher als sonst. Erste versuchsweise Bewegungen am offenen Fenster, die zurückliegenden Strecken noch etwas spürend. Dann: Tisch decken, Kaffee kochen, Brötchen wärmen. Immer noch das weite Panorama mit dem schmalen Mond im Rücken, und immer wieder verblüffend, wie schnell sich Gewohntheit an Bilder und Orte einstellt. Als wäre man nie anderswo gewesen. Kommt gut in den Morgen!
Später. Graue Wolken, graue Berge, noch fehlt das Kunstlicht der Straßen. So bleibt der warme Schein hinter den kleinen Kirchfenstern, das vielfache rote Flackern entlang der niedrigen weißen Mauern davor der einzige sichtbare Bruch im unentschlossenen Regen. Der kalte klare Fluss rauscht und gurgelt unter der Brücke, irgendwo brennt ein Holzofen, und für Augenblicke scheint die Zeit mehr als sonst abhanden gekommen.
Stories of old.
Wieder am Weg. Auch in dieser Richtung hinter der Stadt sind Felder abgeerntet und gepflügt, hüpfen Krähen über braune Erde, zeigt sich gelegentlich eine Maus zwischen Pflanzenresten. Skelette von Hochspannungsmasten, stählerne Riesen bis zum Horizont, ein Gewirr an Kabeln und Bögen, hoch darüber ein Segelflieger, der stumm durch warme Winde treibt. Heiße Nachmittagssonne auf Fluss und Wiesen. Der Weg brennt unter den Schuhen. Slalom und harte Worte, zu viel Verkehr, immer wieder zu wenig Rücksicht.